© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/16 / 13. Mai 2016

Servus, Betriebsrat
Servus TV: Der österreichische Privatsender konnte gerade noch gerettet werden
Tobias Dahlbrügge

Der Privatsender Servus TV des Unternehmers Dietrich Mateschitz („Red Bull“) liefert ein interessantes Programm, vor allem sehenswerte Dokumentationen. Das kostet viel Geld, und dies kommt nicht vom Steuerzahler, wie bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten. Nach eigenen Angaben investiert Mäzen Mateschitz (71) jährlich einen dreistelligen Millionenbetrag in seinen TV-Sender.

Im siebten Geschäftsjahr fiel die Bilanz zwischen Investition und Ertrag abermals sehr bescheiden aus. In dieser Situation kündigten Teile des Personals an, einen Betriebsrat gründen zu wollen. Der als bodenständig und sozial bekannte Firmenchef zog darauf den Stecker und erklärte, den defizitären Sender kurzerhand zu schließen. Alle 264 Mitarbeiter erhielten die Kündigung.

Mateschitz sagte, Unabhängigkeit sei das Fundament von Servus TV. Die Marktlage lasse „keine wirklich positive Entwicklung erwarten“. In dieser Situation sei eine Beeinflußbarkeit durch Gewerkschaften nicht hinnehmbar. Die Entscheidung war ein Paukenschlag.

Doch nur einen Tag später eine erneute, überraschende Wende: Der Red-Bull-Chef nahm alle Kündigungen zurück und verkündete, der Sendebetrieb gehe weiter. Hintergrund: In einem „konstruktiven Gespräch“ mit der österreichischen Arbeiterkammer und Gewerkschaften hatte Mateschitz auf seine hohen sozialen Standards hingewiesen und darauf, daß die Mehrheit der Belegschaft gegen einen Betriebsrat sei.

Der Österreichische Gewerkschaftsbund akzeptierte die Position der Angestellten. Die Betriebsratsgründung ist vom Tisch. Mateschitz alimentiert weiterhin 264 Arbeitsplätze, die keinen Gewinn erwirtschaften. Es geht also auch ohne Gewerkschaften und Subventionen aus der Tasche der Bürger. Servus TV ist zudem, wie auch die gewerkschaftsfreie Drogeriekette Müller („dm“), ein beliebter Arbeitgeber. Was von gewerkschaftseigenen Unternehmen nicht immer gesagt werden kann – siehe die Firmengeschichten von Co Op oder BfG.