© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/16 / 20. Mai 2016

Umwelt
Kein grüner Farbtupfer
Volker Kempf

Windkraft soll Atomstrom ersetzen. Energieeinsparung soll bei gleichzeitiger Massenzuwanderung stattfinden. Die CO2-Emissionen sollen bei wachsender Weltbevölkerung und steigenden Lebensansprüchen sinken. Wie soll diese Quadratur des Kreises gelingen? Die Lösungen der Grünen klingen immer ganz einfach, nach Veggie-Day, Fahrradfahren oder anderen symbolischen Ersatzhandlungen. Welche Antworten hat nun aber die neue Alternative für Deutschland (AfD) auf das Artensterben, den Ressourcenverbauch oder Versauerung der Meere? Das „alternative“ Energieprogramm liest sich so ökologisch sensibel wie das der CDU von 1978. Beim AfD-Programmparteitag wurden „grüne“ Änderungsvorschläge schroff abgewiesen. Bei der programmatischen Rückabwicklung des Marsches der 68er durch die Institutionen wurde alles Ökologische als sozialistisch abgetan. Die historische Aufgabe, den Naturschutz in das konservative Lager zurückzuholen, wurde vertan.

Es wäre leicht, die Grünen mit der Problematik des Bevölkerungswachstums herauszufordern

Dabei hatte Frauke Petry mit ihrer Kleidung in Stuttgart zumindest symbolisch einen Akzent gesetzt – nach dem Motto: Die Grünen haben das Grün schließlich nicht für sich gepachtet. Und zumindest auf dem baden-württembergischen Landesprogrammparteitag wurde beispielsweise die ausdrückliche Forderung nach AKW-Laufzeitverlängerungen gestrichen. Dabei könnte die AfD speziell den Grünen einen alternativen ökologischen Realismus entgegensetzen. Es wäre ein leichtes, die einstigen „Roten“ von Winfried Kretschmann, über Katrin Göring-Eckardt bis Anton Hofreiter und Claudia Roth beispielsweise mit der Problematik des Bevölkerungswachstums – weltweit und mittlerweile auch wieder in Deutschland – zu konfrontieren und damit herauszufordern. Doch diese Chance wurde erst einmal vertan. Der fehlende Diskurs an dieser heiklen Stelle zeigt, da soll etwas wohl alternativlos sein.