© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/16 / 27. Mai 2016

Das Deutschtum bewahrt
Ein Vorbild für politische Verantwortung: In seinem mittelfränkischen Geburtsort wurde ein Denkmal für den ersten Preußen-Herzog Albrecht enthüllt
Michael Paulwitz

Denkmäler für große Herrschergestalten der preußischen und deutschen Geschichte werden in unseren Tagen eher beiseite geräumt als aufgerichtet. Nicht so in der mittelfränkischen Verwaltungsmetropole Ansbach: Vor der markgräflichen Reithalle im Herzen der geschichtsträchtigen Stadt steht seit kurzem das in Bronze gegossene Denkmal des Markgrafen Albrecht zu Brandenburg-Ansbach (1490–1568)), letzter Hochmeister des Deutschen Ritterordens, erster Herzog in Preußen, Gründer der ersten evangelischen Landeskirche Deutschlands und der Universität der ostpreußischen Landeshauptstadt Königsberg, die vierhundert Jahre lang seinen Namen trug: Albertina.

Geschaffen, errichtet und finanziert wurde das Denkmal aus privater Initiative: Rund 70.000 Euro hat die „Gesellschaft der Freunde des Albrecht von Brandenburg-Ansbach e.V.“ in wenigen Jahren dafür aufgebracht, resümiert ihr Vorsitzender Peter Bräunlein. Hunderte Bürger haben Groß- und Einzelspenden beigetragen, bedeutende Summen haben der von Bräunlein präsidierte Rotary Club Ansbach und die Sparkasse in Stadt und Region gespendet, ein regionales Bauunternehmen stiftete den Sockel. 

Eine Ostpreußenreise, die der Ansbacher Rechtsanwalt Jürgen Danowski organisiert hatte, gab 2011 den Anstoß zu dem Projekt: Vor dem wiederrichteten Königsberger Dom und an der Marienburg im heute polnischen Westpreußen habe man vor wuchtigen Standbildern Albrechts gestanden, berichtet Peter Bräunlein; daß man ihn in seiner Geburtsstadt vergessen habe, sollte sich ändern.

Der Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens gründete mit Gleichgesinnten einen Förderverein und gewann die Verantwortlichen in Stadt, Behörden und Kirchen für die Idee. Fünf Jahre später, einen Tag nach Albrechts 526. Geburtstag, konnte so tatsächlich das von dem Berchtesgadener Bildhauer Friedrich Schelle unter bewußtem Verzicht auf unverständliche Abstraktionen als würdevoll-strenge Einheit von Figur und Postament geschaffene Denkmal des Herzogs vor dem Nachfolgebau seines Geburtshauses enthüllt werden.

Albrecht begeisterte sich für die Ideen der Reformation

Bürgerschaftliches Engagement im besten Sinne nannte das der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in seiner Festansprache zur Einweihung. Er habe größten Respekt vor jedem, der gute Ideen nicht nur mit einem „Man müßte mal“ in die Welt setze, sondern auch anpacke und umsetze. Albrecht, „ein großer Sohn Ansbachs, der Europa mitgeprägt hat“, habe die Ehrung verdient: Durch die Umwandlung des Ordensstaats in ein erbliches Herzogtum habe er die Voraussetzung geschaffen für die spätere Vereinigung mit Brandenburg und dadurch „Preußen das Deutschtum bewahrt“, hob Herrmann hervor.

Der polnische Historiker Jacek Wijaczka, der Albrecht in seiner Honoratio als „für die Geschichte Polens und Deutschlands wichtige Gestalt“ zeichnete, bedauerte das nur zwischen den Zeilen. Der Realpolitiker Albrecht habe seinem Onkel, König Sigismund I. von Polen, den Lehenseid in dem Bewußtsein geleistet, daß völlige Unabhängigkeit für sein aus dem zerrütteten und von Kriegen heimgesuchten Ordensstaat hervorgegangenes Herzogtum nicht zu erreichen war. Das blieb ein Jahrhundert später dem Großen Kurfürsten vorbehalten. Hätte Sigismund seinen Neffen stärker in die polnische Politik eingebunden, wäre die Geschichte vielleicht anders verlaufen, spekulierte Wijaczka, der in Thorn lehrt, der ersten Stadtgründung des Deutschen Ritterordens.

Der am 17. Mai 1490 in Ansbach geborene Albrecht, als dritter Sohn des hohenzollernschen Markgrafen zum geistlichen Stand bestimmt, war ein Staatsmann und Reformator mit Weitblick. 1511 als 21jähriger zum Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt, suchte er vergeblich nach Verbündeten, um den Ordensstaat zu stabilisieren und aus der Ohnmacht gegenüber den mächtigen Nachbarn Polen, Schweden und Rußland zu lösen. 

Die Begegnung mit den wortgewaltigen Nürnberger Reformatoren während des Reichstags von 1522 und mit Martin Luther persönlich begeisterte den gottesfürchtigen Mann für die Ideen der Reformation. Von Luther bestärkt, säkularisierte er vor Ablauf des vierjährigen Waffenstillstands mit Polen den Ordensstaat und schuf aus seinen Strukturen für Jahrhunderte vorbildliche Verwaltungsinstitutionen und die erste evangelische Landeskirche mit Synodalverfassung. „Mit vollen Segeln eilt das Evangelium nach Preußen“, begrüßte Luther die epochale Tat. 

Albrecht sei ein „Vorbild für politische Verantwortung“, richtete Bundesminister a.D. Carl-Dieter Spranger (CSU) namens der Inititatoren das Wort an die gut zweihundert Besucher des Gedenkgottesdienstes in der gotischen Basilika St. Johannis Albrecht. Man solle sich „mit den guten Abschnitten und vielfältigen Leistungen der 1.200jährigen deutschen Geschichte beschäftigen“, sie seien „das Fundament unserer Gegenwart“.