© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/16 / 27. Mai 2016

Blick in die Medien
Liquid Democracy?
Tobias Dahlbrügge

Bei ARD, ZDF und Co. lebt es sich komfortabel auf Kosten der Steuerzahler. Leider belästigt einen das aufsässige Gebührenvolk mit Sozialneid und Lügenpresse-Geschrei. Um es zu beruhigen, muß ihm immerzu eingetrichtert werden, daß ihre Steuer ein Segen sei. So entstand das schon geflügelte Wort von der „Demokratieabgabe“. Nun hat der Intendant des Bayerischen Rundfunks Ulrich Wilhelm dieses schöne Sprachbild weit übertroffen.

Hintergrund: Der BR will mehr Geld. Dafür verspricht der Sender auch, zukünftig mehr zu sparen. Um die Forderung zu rechtfertigen, sagte der Senderchef: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge.“ Ein Dasein ohne Talk und „Tageschau“ ist kaum vorstellbar. Um das zu verdeutlichen, benutzte er ein Gleichnis: „Beim Trinkwasser würde auch niemand sagen, es darf die nächsten zehn Jahre nicht teurer werden“, um noch hinzuzufügen: „selbst wenn das Wasser schlechter wird.“

Da ist die von Wilhelm geforderte Gebührenerhöhung doch Ehren-sache für die Zahler.

Klar doch, das Anstaltsfernsehen ist eine erquickende Oase in der Ödnis der Ahnungslosigkeit. Die ausgemergelten Wanderer in der Informationswüste sehnen sich nach einem lebensrettenden Schluck aus dem Quell der Erkenntnis. Gepriesen seien die Brunnenbohrer des Bezahlfernsehens, die labenden Journalismus reinsten Wassers schöpfen. Wer mag schon aus der dreckigen Pfütze des Internets schlürfen? Da ist die von Intendant Ulrich Wilhelm geforderte Gebührenerhöhung doch Ehrensache für die Zahler.

Seit 2009 ist der Landesetat gedeckelt. Das dürfe nicht so weitergehen, so Wilhelm, denn dann könne das Programm „peu à peu nur schlechter werden“. Sein Gegenvorschlag: Der Sender soll Einsparungen wiederverwenden dürfen. Das wäre „ein starker Anreiz für Sparsamkeit und Innovation“. Die „Trinkwasserqualität“ ist unbedenklich: „Nach aktuellen Studien“ weiß Wilhelm,  „besitzen die Qualitätsmedien noch immer eine sehr hohe Glaubwürdigkeit.“ Die ÖR-Anstalten sind sogar flüssiger als Wasser: überflüssig.