© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/16 / 03. Juni 2016

Bayer legt 55-Milliarden-Offerte für US-Konzern Monsanto vor
Plan ohne Erfolgsgarantie
Thorsten Polleit

Die Chemie- und Pharmabranche ordnet sich neu. Bayer hat ein 55-Milliarden-Euro-Übernahmeangebot für den US-Biotech-Konzern Monsanto gemacht – ein Drittel mehr, als Daimler 1998 für Chrysler zahlte. Der Leverkusener Konzern selbst hat nur eine Marktkapitalisierung von etwa 70 Milliarden Euro. Der Börsenkurs der Bayer-Aktie fiel daraufhin. Offenbar sind Investoren skeptisch, daß der Zusammenschluß die erhofften Ertrags- und Wertsteigerungspotentiale bringen wird.

Und in der Tat stellten sich viele Übernahmen rückblickend als Fehler heraus. Ein Grund dafür ist, daß die Käufer im Bieterverfahren mehr zahlten, als das Zielunternehmen wert war. Selbst das beste Unternehmen ist, wenn es zu teuer gekauft wird, eben doch ein schlechtes Investment. Ein Unternehmen muß sich fortwährend fragen, was seine „optimale Betriebsgröße“ ist. Je größer es ist, desto stärker kann es die Fixkosten auf die Ausbringungsmenge umlegen und so die durchschnittlichen Produktionskosten absenken. Gleichzeitig steigen jedoch mit der Betriebsgröße die Koordinierungskosten. Wie groß soll ein Unternehmen nun aber werden? Genau das herauszufinden, zeichnet eine gute Firmenleitung aus.

Grundsätzlich wird ein Unternehmen erfolgreich sein, wenn es die Kostenführerschaft erlangt: Die Firma kann das Produkt billiger als die Konkurrenz verkaufen. Oder es gelingt, etwas zu produzieren, was andere gar nicht herstellen können – etwa, weil ihnen das Know-how dazu fehlt. Oder aber das Unternehmen sieht sich einer preisunelastischen Nachfrage gegenüber: Die Nachfrager kaufen, mehr oder weniger unabhängig vom Preis des Produkts – etwa lebensrettende Medikamente. Doch welche dieser Wege soll und kann ein Unternehmen beschreiten?

In einem freien Markt gibt es keine Erfolgsgarantie, für niemanden. Kundenbedürfnisse verändern sich, neue Technologien machen herkömmliche Produktionswege obsolet, findige neue Anbieter verdrängen alte Platzhirsche. Eine gute Unternehmensführung zeichnet aus, frühzeitig zu erkennen, was erforderlich ist, um den Unternehmenserfolg zu sichern. Das Bayer-Management glaubt, daß sich durch den Monsanto-Zukauf eine Steigerung des Unternehmenswertes erzielen läßt. 

Im forschungs- und kapitalintensiven Markt der Agrarchemie, in dem Größenvorteile besonders bedeutungsvoll sind, erscheint ein Zusammenschluß beider Unternehmen wirtschaftlich sinnvoll zu sein. Ob die Übernahme für die Bayer-Eigentümer letztlich zum Erfolg wird, hängt aber letztlich entscheidend davon ab, daß der Übernahmepreis nicht zu hoch ausfällt. Monsanto reicht das erste Angebot nicht. Für das Bayer-Management gilt es also zu übernehmen, ohne sich dabei zu übernehmen.






Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Präsident des Ludwig von Mises Instituts Deutschland.

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