© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/16 / 03. Juni 2016

CD-Kritik: Richard Wagner, Meistersinger
Hörbar unterwegs
Jens Knorr

Diese Gesamteinspielung von Richard Wagners „Meistersingern“, eine Studioproduktion des Mitteldeutschen Rundfunks, Sender Dresden, 1951 an nur einem (!) Tag aufgenommen, geht auf die legendäre Neueinstudierung im Großen Haus des Staatstheaters Dresden von 1950 zurück (Inszenierung: Heinz Arnold, Bühne: Karl von Appen), die bis 1973 im Repertoire blieb. Vordem nur auf dem grauen CD-Markt erhältlich, ist sie jetzt meisterlich restauriert und kundig kommentiert in Günter Hänsslers Semperoper-Edition erschienen, szenisch und musikalisch ein Dokument des Unterwegs: weg von der „teutschen“ Tradition beider Wagner-Witwen, hin zu dem Neu-Bayreuth der Enkel, weg von dem Bayreuther „bark“ der Gesangsschule eines Julius Kniese, hin und zurück zu Wagners „vaterländischem Belcanto“. 

So nimmt es nicht wunder, daß Dirigent Rudolf Kempe, zu der Zeit Dresdner Generalmusikdirektor, fünf Jahre später für seine bekannter gewordene Berliner Aufnahme auf zwei seiner Dresdner Protagonisten, Ferdinand Frantz (Hans Sachs) und Gerhard Unger (David), und die Bayreuther Festspiele der fünfziger Jahre überdies auch auf Bernd Aldenhoff (Stolzing), Heinrich Pflanzl (Beckmesser), Gerhard Stolze (Moser) zurückkommen würden. Tiana Lemnitz (Eva) allerdings stand vernehmlich bereits im Spätherbst ihrer Karriere.

Richard Wagner Die Meistersinger von Nürnberg Edition Günter Hänssler Profil, 2016  www.haensslerprofil.de