Die Unwetter in Süddeutschland am letzten Maiwochenende haben Menschenleben gekostet. Nun erhebt Jörg Kachelmann schwere Vorwürfe gegen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten: Die Sender hätten es versäumt, die Menschen in den betroffenen Regionen rechtzeitig zu warnen.

Tatsächlich sendeten ARD und ZDF, aber auch die Regionalsender SWR und Bayerischer Rundfunk noch Unterhaltungsprogramme, als Autofahrer bereits unter Brücken Schutz vor Hagel und Windhosen suchten. Während in den sozialen Online-Netzwerken schon Fotos von Menschen kursierten, die verzweifelt gegen Schlammwellen kämpften, herrschte bei den GEZ-Sendern noch Sonntagsroutine.

Im Bezahlfernsehen keine Sondersendung – stattdessen im BR „Ein Strauß voll Glück“. 

Die Sender wehren sich gegen die Vorwürfe: Sie hätten „bereits um 20 Uhr“ informiert und gewarnt. „Bereits“? Ab 16 Uhr waren die Unwetter in vollem Gange. Um 20 Uhr waren im Netz „bereits“ Amateurvideos aus Braunsbach zu sehen. Im Bezahlfernsehen keine Sondersendung, kein „Brennpunkt“ – stattdessen im BR „Ein Strauß voll Glück“, und das in einer Region, wo Mobilfunk und Telefon ausgefallen waren und die Menschen Warnungen aus dem Fernsehen hätten gut gebrauchen können.

Kachelmann nimmt kein Blatt vor den Mund: Die Verantwortlichen bei den Sendern seien „faul, dumm und inkompetent“. Am Montag waren dann Reporter in schicken Gummistiefeln vor Ort und behaupteten, die Menschen seien von den Unwettern überrascht worden. Aus dem Versagen des WDR während der Pfingstunwetter 2014 scheinen die Intendanten nichts gelernt zu haben.

Da hat es einen schlechten Beigeschmack, wenn in den reichlich verspäteten Sondersendungen der Öffentlich-Rechtlichen gefragt wird, was denn künftig getan werden könne, um den Katastrophenschutz zu verbessern. Es würde vielleicht schon reichen, wenn die staatlichen TV- und Radioanstalten einfach ihre Arbeit tun würden. Üppig genug bezahlt sind sie ja.