© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/16 / 17. Juni 2016

Eine überbordende Gewaltwelle
„Die Täter wurden als Südländer beschrieben“: Immer öfter werden einheimische Mädchen und Frauen Opfer fremdländischer Sextäter
Martin Voigt

Das Bild ging im September 2015 um die Welt. Drei lieb lächelnde Mädchen halten auf dem Frankfurter Hauptbahnhof ein selbstgemaltes Willkommensschild und warten auf den Zug mit den Flüchtlingen. „Refugees welcome“ in roten, blauen und gelben Buchstaben garniert mit Smileys, Sonnen und Herzchen als Sinnbild der Willkommenskultur. Das ist jetzt ein Dreivierteljahr her. Die Konstellation Mädchen und Flüchtling weckt spätestens seit der Kölner Silvesternacht andere Assoziationen.

Fremde Hände im Schritt und als Huren beschimpft

Offensives Anflirten auf dem nächtlichen Nachhauseweg, gezieltes Einkreisen in der feiernden Menschenmenge, schamloses Angrapschen im Freibad – immer häufiger berichtet die Polizei über „südländisch“ aussehende Täter, die Mädchen und junge Frauen belästigen. Der Schockzäsur von Köln, als die Nachfrage nach Pfefferspray rapide stieg, folgten hier und da in den Polizeiberichten zögerliche Hinweise, daß es sich bei diesem und jenem Sexualdelikt ebenfalls um „Flüchtlingskriminalität“ handeln könnte. Eltern fahren ihre Töchter vermehrt mit dem Auto in die Schule, weil sie fürchten, ihr Kind könnte zu einem „Einzelfall“ werden, wie es oft euphemistisch heißt, wenn nach einer versuchten oder vollzogenen Vergewaltigung ein „südländisch aussehender“ Mann gesucht wird.

Wenn Ausländer minderjährige Mädchen sexuell bedrängen, mag dies vom lokalen Standpunkt aus ein singulärer Vorfall sein. Man dürfe nun nicht alle Flüchtlinge pauschal verurteilen, heißt es standardmäßig, wenn ein Polizeibericht den Weg in die Presse findet.

„XY-Einzelfall“, so heißt ein privates Projekt, das dokumentierte Fälle von Ausländerkriminalität zu einem Gesamtbild zusammenträgt. So bekomme man „einen Eindruck, welches Ausmaß diese überbordende Gewaltwelle mittlerweile angenommen hat“, sagte die Initiatorin Petra Berger (Name geändert) der JUNGEN FREIHEIT. Auf der „Einzelfall-Map“ sind bisher 690 sexuelle Übergriffe auf Frauen und 391 auf Kinder und Jugendliche verzeichnet. „Darunter fallen Vergewaltigungen, schwere Mißbrauchsfälle und Sexualdelikte, der wir die Kategorie Grapschen/sexuelle Belästigung gegeben haben“, teilte Berger mit.  Ein Drittel der Sexualdelikte gegen Kinder und Jugendliche hätten sich in Schwimmbädern ereignet. In 118 Fällen ging die Gewalt von Gruppen aus. „In einem Bad in Weiden gab es dieses Jahr elf sexuelle Übergriffe, wie in der Presse zu lesen war. Die Polizei hatte nur einen Fall gemeldet.“

Sexuelle Nötigung oder eine Vergewaltigung zur Anzeige zu bringen, bedeutet für die Opfer, die Tat sich und anderen gegenüber einzugestehen. Viele Opfer schämen sich zutiefst und gehen nicht zur Polizei. Andere verzichten auf eine Anzeige, wenn aus einer anonymen Menge heraus junge Frauen eingekreist und begrapscht werden. Jüngste Sex-Attacken dieser Art ereigneten sich auf einem Stadtfest in Darmstadt oder beim Karneval der Kulturen in Berlin. In Darmstadt wurden 14 Strafanzeigen gegen ausnahmslos „südländisch aussehende“, in Kleingruppen auftretende Täter erstattet.

In Kassel sahen zwei Mädchen aus anderen Gründen von einer Anzeige ab. Obwohl sie, wie die Hessische Niedersächsische Allgemeine diesen Monat berichtete, über Wochen hinweg auf dem Schulweg von Ausländern belästigt, zwischen die Beine und an den Po gefaßt und als „Huren“ beschimpft worden waren, hätten sie dies nicht gemeldet. Sie wollten nicht, daß Flüchtlinge diskriminiert werden. „Wir möchten keine Menschen pauschal beschuldigen und auf keinen Fall böses Blut schüren“, sagten die 16 und 18 Jahre alten Schülerinnen. Da auch in ihrem Bekanntenkreis kaum ein Tag ohne Übergriffe vergehe, mieden mittlerweile viele Mädchen öffentliche Verkehrsmittel.

Politisch motivierte Praxis der Vertuschung 

Politische Korrektheit beherrscht auch die staatliche Exekutive. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, kritisierte gegenüber der jungen freiheit die zunehmende politische Einflußnahme auf die Polizei. Viele seiner Kollegen würden immer wieder, „teilweise offen und direkt, manchmal nur über harmlos klingende Erlasse und Verfügungen“, dazu ermahnt, politisch korrekt im Mainstream zu bleiben. In der Praxis bilde sich eine Haltung, „die dazu führt, daß wichtige Dinge eben gar nicht geschrieben werden, um auf Nummer Sicher zu gehen“.

Ein Beamter der Berliner Zivilpolizei bestätigte die politisch motivierte Vertuschungspraxis. „Ein im Freitext geschilderter Tathergang wird auf dem Weg über die Weitermeldung bis zur Pressemitteilung so geschönt, daß man oft seinen eigenen Fall nicht wiedererkennt.“ Da bei Strafanzeigen das Ankreuzmerkmal „Tat durch Asylbewerber/Flüchtling“ fehle, sei eine statistische Auswertung überhaupt nicht möglich. Vor kurzem sei lediglich das Auswertungsmerkmal „Tat in Flüchtlingsunterkunft“ hinzugefügt worden. Kleinere Asylheime wie Hotels seien jedoch genauso von der Erfassung ausgeschlossen wie Taten außerhalb von Asylunterkünften. „Die Berliner Polizei­führung verhindert vorsätzlich eine statistische Auswertung der von Asylbewerbern begangenen Straftaten“, zog der Beamte, der anonym bleiben wollte, sein Fazit.

Ein ähnliches Bild liefert eine Recherche der Initiative „Correct!v“. Sie verglich in Wien sämtliche Anzeigen, die in den Jahren 2013 und 2014 von der Polizei bearbeitet wurden, mit den Pressemitteilungen. 200.000 Anzeigen standen 2.000 Meldungen an die Presse gegenüber. Über Sexualdelikte wurde kaum berichtet. Die Polizei meldete nur jede 43. Vergewaltigung an die Medien.

Auch Petra Berger, die für „XY-Einzelfall“ Polizeimeldungen archiviert, stößt auf merkwürdige Statistiken. In der 145.000-Einwohner-Stadt Paderborn habe sie im ersten Quartal 2016 sechs Sexualdelikte durch Ausländer notiert, im fast fünfmal so großen Frankfurt nur vier und in der 3,5-Millionen-Metropole Berlin ganze elf. „Neigen Ausländer in Paderborn eher zu sexuellen Übergriffen als in Frankfurt oder Berlin?“ fragt sich Berger, die über 1.000 Meldungen zu Übergriffen auf Kinder nicht mit aufgenommen hat, da Beschreibungen wie „eine Gruppe Männer, zwischen 20 und 30 Jahre alt“ kein eindeutiger Hinweis seien.





Übersicht

Krefeld

Ein dunkelhaariger Mann mit dunklem Teint zeigt sich zwei Mädchen (10 und 11 Jahre) auf offener Straße und nimmt sexuelle Handlungen an sich vor. Er entfernte sich auf einem Fahrrad mit Kindersitz und Kinderanhänger, in dem sich ein Bierkasten befand.

Delmenhorst

Eine Schülerin wird von einer fünfköpfigen Personengruppe auf dem Gelände der Oberschule Ganderkesee umringt und unsittlich berührt. Die zwischen 20 und 50 Jahre alten Männer sollen von südländischer Erscheinung gewesen sein.

Gießen 

Ein 12jähriges Mädchen wird in einem Bus von einem dunkelhäutigen, schwarzhaarigen Mann an den Po gefaßt und sexuell bedrängt. Mit seinem entblößten Penis soll der circa 20jährige das Kind am Oberschenkel berührt haben, bevor er den Bus verließ.

Mainz

Ein 14jähriges Mädchen wird gegen 21 Uhr in der Parkanlage im Münchfeld von drei Männern eingekreist und begrapscht. Die drei 18 bis 20 Jahre alten Täter hatten kurze schwarze Haare und ein südländisches, eventuell nordafrikanisches Aussehen. Als ein Zeuge auf die Situation aufmerksam wurde, flüchteten die Männer mit der Geldbörse des Mädchens.

Achern

Eine 15jährige wird in einer Passage von zwei zwischen 30 und 40 Jahre alten Männer in eine Ecke gezogen und begrapscht. Als ein älteres Ehepaar einschritt, ließen sie von ihrem Opfer ab und flüchteten. Die Männer unterhielten sich nach Angaben des Mädchens untereinander in einer ihm nicht bekannten Sprache.

Rodenbach

Ein 13jähriges Mädchen wird an einer Bushaltestelle von einem südländisch aussehenden Mann umarmt, geküßt und an die Brust gefaßt. Das Mädchen entzog sich dem Täter und beobachtete, wie sich dieser mit einem weiteren Mann in einer fremden Sprache unterhielt.

Weyhe 

Ein 13jähriges Mädchen wird im Freibad von einem 38jährigen Asylbewerber sexuell belästigt. Das Mädchen wandte sich mit seinen Freundinnen an einen Bademeister, der die Polizei rief.

Kleinmachnow bei Berlin 

Eine junge Frau wird von einem etwa 20jährigen Mann mit südländischem Aussehen in einer „unverständlichen Sprache“ angesprochen und sexuell belästigt. Der Mann packte die Frau und entblößte sein Geschlechtsteil. Mit einem gezielten Tritt in den Unterleib konnte sich die Frau befreien.

Sonthofen 

Eine 15jährige Schülerin wird von einem jungen dunkelhäutigen Mann auf der Straße festgehalten und an die Brust gefaßt. Als sich das Mädchen wehrt, schlägt ihr der Täter ins Gesicht und entfernt sich. Das Mädchen mußte wegen seiner blutenden Nase behandelt werden.