© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/16 / 17. Juni 2016

Zeitschriftenkritik: Daheim in Deutschland
„Grüß Gott dich, Heimat!“
Werner Olles

Warum in die Ferne schweifen? Auch Deutschland bietet tolle Landschaften, spektakuläre Naturwunder, märchenhafte Seen und Wälder und historische Städte, die einen Urlaub im eigenen Land attraktiv machen. Das siebenmal jährlich erscheinende Magazin Daheim in Deutschland präsentiert in seiner aktuellen Ausgabe (Juni/Juli 2016) bezaubernde Bilder und interessante Texte von der Nordseeküste, dem Havelland, dem Böhmerwald, der Festung Königstein, dem Chiemsee und blickt für jene, die es dennoch in die Ferne zieht, hinter die Kulissen des Frankfurter Flughafens.

Dabei geben die bebilderten Reisebeschreibungen dem Leser viele Anregungen. So geht es in dem Beitrag „Wind und Wellen“ vorbei an Salzwiesen, Seehundbänken und Strandkörben auf dem Nordseeküstenradweg über die Halbinsel Eiderstedt. Am rauhen Rand Deutschlands erwarten den Besucher Sonnenbäder, friesische Teestündchen und Wattwatereien. Auch eines der berühmtesten Nordlichter hat auf der Insel seinen Platz, der Leuchtturm von Westerheversand. Das Hafentreiben läuft beschaulich ab, im historischen Hafen von Tenning schaukeln Krabbenkutter, hocken Möwen auf den Masten, und Kinder lassen ihre Füße von der Kaimauer baumeln, in ihrem Rücken das imposante Packhaus von 1783, das längst kein Frachtgut mehr speichert. Nebenan in der „Alten Fischereigesellschaft“ geht es jedoch weiter geschäftig zu. 

Nach den Deichperlen lockt als nächstes Reiseziel die sächsische Festung Königstein, die in ihrer langen Geschichte nie eingenommen wurde. 1241 wurde die Burg errichtet, 1589 zur Landesfestung ausgebaut. Nach der Reichsgründung 1871 wurde sie als einzige Militäranlage Sachsens in das Gesamtdeutsche Reichsfestungssystem integriert. Ab 1913 wurde der Königstein als Erholungsheim, Kriegsgefangenenlager und Jugendgefängnis genutzt. Seit 1955 ist er militärisches Freilichtmuseum. 

Ein Netz aus Seen, Flüssen und Kanälen durchzieht das Havelland, eine Landschaft, die nicht nur Dichter, Adelige und Floßfahrer verzaubert. Ihr Wahrzeichen ist ein unscheinbarer Birnbaum neben der Dorfkirche von Ribbeck, einem Idyll, das nur 30 Kilometer von der Hauptstadt entfernt liegt: „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland – ein Birnbaum in seinem Garten stand“, lauten die ersten Zeilen einer Ballade Theodor Fontanes, auswendig gelernt von Generationen deutscher Schüler. Im Havelland findet sich an jeder Biegung ein lauschiges Plätzchen, beispielsweise in Werder, berühmt für seine üppigen Obstplantagen, die auf einem 15 Kilometer langen Wanderweg bestaunt werden können. „Grüß Gott dich, Heimat!“, hebt Fontane im Gedicht „Havelland“ an. Lange war er durch die Wirren Europas getrieben, doch heimgekommen an den Fluß seiner Kindheit übermannte ihn tiefe Sehnsucht, wieder Teil der Landschaft zu werden: „Nach Kriegs- und fremder Wässer Lauf/ Nimm heimische Havel, mich wieder auf.“


Kontakt: Reader’s Digest Deutschland, Vordernbergstr. 6, 70191 Stuttgart. Das Einzelheft kostet 3,90 Euro, ein Jahresabo 32,90 Euro. 

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