© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/16 / 24. Juni 2016

Lesereinspruch

Inhuman wie im Islam

Zur Rubrik „Frisch gepreßt“: „Schwule Christen“ (JF 24/16)

Unter den vielen Verboten der Bibel wird bezeichnenderweise von strengen Christen gerade die Verdammung der Homosexualität bis heute dankbar aufgegriffen. Das Buch Levitikus verbietet in gleicher Weise das Bartscheren, das Tätowieren und das Tragen von Kleidung, in der Wolle und Leinen gemischt sind. Paulus verurteilt im Römerbrief nicht nur Homosexualität, sondern schreibt auch, daß diejenigen, die zum Beispiel Schalkheit, List oder Ohrenbläserei tun, die hoffärtig, ruhmredig, unvernünftig oder vieles andere sind, „des Todes würdig“ seien. Hier sehe ich keinen Unterschied zum Islam. 

Daß gerade Homosexualität bis heute unter Bezug auf die Bibel geächtet wird, liegt einerseits im gestörten Verhältnis des Christentums zur Sexalität. Andererseits bietet es die Möglichkeit, mit vermeintlich göttlicher Erlaubnis andere in ihren Rechten zu beschränken und ihr Leben zu zerstören – über viele Jahrhunderte hin buchstäblich durch Folter und Mord. Eine Errungenschaft abendländischer Kultur ist es, diese zutiefst inhumane Seite des Christentums weitgehend überwunden zu haben. Gott sei Dank!

Ulrich Kühn, Bückeburg