© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/16 / 24. Juni 2016

Trotz Bankrott – weiter wie gehabt
Simbabwe: Seit über 25 Jahren führt Robert Mugabe sein Land mit harter Hand in die wirtschaftliche und finanzielle Sackgasse
Wolfgang Kaufmann

Simbabwe, die frühere britische Kolonie Rhodesien, wird seit 1980 von dem Autokraten Robert Mugabe regiert. Unter dessen Herrschaft stand das Land schon mehrmals vor dem wirtschaftlichen Kollaps. So kam es 2008/09 zu einer Hyperinflation von bis zu 90 Trilliarden Prozent. 

Verantwortlich hierfür war die Halbierung der Wirtschaftsleistung zwischen 1999 und 2008 infolge der gewaltsamen Massenenteignung von über 4.000 weißen Farmern. Ländereien im Umfang von 13 Millionen Hektar wurden von den zumeist inkompetenten neuen Besitzern heruntergewirtschaftet. Dadurch ging der Beitrag der Landwirtschaft zum Bruttosozialprodukt von 40 auf 15 Prozent zurück. Die Kornkammer Afrikas mutierte zum Lebensmittelimporteur.

Simbabwe erholte sich in der Folgezeit auch nicht wieder, weil die verbliebenen 300 nichtschwarzen Landwirte weiter drangsaliert und vom Geheimdienst Central Intelligence Organisation unter Druck gesetzt wurden, aufzugeben – Mordkomplotte gegenüber einzelnen Farmern wie dem Deutschen Heinrich von Pezold eingeschlossen. Zudem regelt das „Indigenisierungsgesetz“, daß 51 Prozent der Anteile von ausländischen Firmen, die in Simbabwe tätig werden wollen, in den Händen von schwarzen Bürgern des Landes zu liegen haben, sonst drohen fünf Jahre Haft. Damit will der Staat vor allem die Kontrolle über die Gold-, Platin- und Diamantenminen erlangen – nicht zuletzt, da sie als Pfand für chinesische, iranische und nordkoreanische Investitionen herhalten sollen.

Aus dieser Politik resultieren Resignation beziehungsweise wirtschaftliche Inaktivität und noch weniger Exporte sowie Steuereinnahmen. Beispielsweise fehlen dem Fiskus nun infolge der Beschlagnahme der Diamantenminen von Chiadzwa und Chimanimani 15 Milliarden Dollar. Dazu kommen die Folgen der verheerenden Dürre, die Anfang des Jahres zur Ausrufung des Katastrophenzustandes führte.  

Die Konsequenzen hieraus sind eine Arbeitslosenquote von 80 Prozent und akuter Bargeldmangel, der zu immer verzweifelteren Versuchen führt, irgendwie an Dollars zu gelangen. So verkaufte die Verwaltung der Nationalparks kürzlich zahlreiche wilde Tiere ins Ausland, darunter über hundert Elefanten, die für 30.000 Euro pro Stück nach China gingen. 

Parallel dazu verkündete Zentralbankchef John Mangudya die Ausgabe von Schuldscheinen im Wert von zwei, fünf, zehn und 20 US-Dollar, womit Simbabwe de facto eine Parallelwährung besitzt – die nächste Bankrotterklärung der sozialistischen Zanu-PF-Regierung unter Robert Mugabe. Das hindert den 92jährigen nicht daran, für 2018 eine erneute Wiederwahl als Präsident anzustreben.