© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/16 / 24. Juni 2016

Die Show, die niemals ausgestrahlt wird
Videoprojekt: Matthias Matussek und Joachim Steinhöfel fühlen sich vom Wirtschaftsmagazin „Bilanz“ verschaukelt
Ronald Gläser

Joachim Steinhöfel schüttelt den Kopf.  Der Branchendienst Meedia berichtet über ein angeblich gestopptes Videoprojekt von ihm und Matthias Matussek. Anwalt Steinhöfel, der Matussek gegen den Axel-Springer-Konzern vertreten hatte, sollte eine eigene Sendung bei Bilanz bekommen. Bilanz ist ein neues Magazin aus dem Hause Springer. „Was für ein Affentheater um Klickzahlen“, postete Steinhöfel empört bei Facebook.

Denn: Das Projekt sei wieder abgesagt, so Meedia. Auf JF-Nachfrage bestätigt Steinhöfel: Es hat nie eine Absprache über ein solches Projekt gegeben.  

Eigentlich schade. Die Idee war bestechend: Ein Zwiegespräch von Matussek und Steinhöfel – das wäre ein unterhaltsames Programm, ein Feuerwerk politischer Unkorrektheiten. Vergleichbar mit der Deutschland-Safari mit Henryk M. Broder und Hamed Abdel-Samad, die gezeigt hat, daß sich mit zwei nonkonformen Publizisten und einer Prise Humor eine gute Sendung machen läßt.

Laut Meedia wollte Bilanz-Chefredakteur Klaus Boldt das inzwischen zwei Jahre alte Wirtschaftsmagazin durch das Video-Projekt bekannter machen. Matussek hatte bereits für den Spiegel einen solchen Videoblog produziert – bis zu seinem Ausscheiden 2014. 

Doch dann verkündete Boldt: „Dieses Videoblog hatte für uns keine Priorität, deshalb haben wir ihn ad acta gelegt.“ Welches Projekt? Matussek schildert die Geschichte so: Er überlege seit langem, wie er sein Videoprojekt wieder aufleben lassen kann. Er würde es machen, weil er dabei keine Gremien im Rücken habe und keinen Chefredakteur, der ihm Vorgaben mache. Einmal habe er auch mit Klaus Boldt darüber gesprochen, daß er dies mit Joachim Steinhöfel umsetzen wolle.

So weit, so unspektakulär. Matussek läßt durchblicken: Es gibt viele Interessenten für dieses Projekt. Doch nie habe es konkrete Verhandlungen mit Bilanz gegeben. „Deswegen sind wir auch vor Schreck umgefallen“, als Meedia über das angebliche Scheitern des Projekts berichtete. Dann murmelt er sarkastisch: „Na ja, ist ja auch eine Art Werbung.“