© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/16 / 24. Juni 2016

Haltungsnote
Mannesmut vor Königsthronen
Christian Rudolf

Während der Trauerfeier in Versailles für das vorige Woche bei Paris von einem Islamisten ermordete Polizistenpaar Jean-Baptiste Salvaing und Jessica Schneider: Staatschef François Hollande würdigt die beiden Opfer als „Helden des Alltags“. Die Familien der Ermordeten stehen da, Hunderte Kollegen und eine Anzahl von Ministern. Da ereignet sich etwas Unvorhergesehenes: Der Präsident schreitet die Reihe der angetretenen Beamten ab, drückt jedem die Hand. Jedem? Aufnahmen zeigen, wie ein hochgewachsener Polizist kerzengerade, obwohl auf Krücken gestützt, dasteht und den Handschlag verweigert. Sein Gesicht zeigt gleichzeitig Kummer und männliche Härte. Hollande geht weiter. Dem ihm folgenden Premier Manuel Valls reicht er ebenfalls demonstrativ nicht die Hand. Der Eklat ist perfekt. Valls stellt ihn zur Rede, klopft ihm dann bald im Weitergehen beschwichtigend auf die rechte Schulter. Von dem Polizisten wissen wir nur, daß er in derselben Stadt seinen Dienst versieht wie die ermordete Kollegin. Nachher begründete er sein Verhalten vor Journalisten: „Es gibt zu viele Probleme bei der Polizei. Wir haben drei Autos für 40, was soll man damit anfangen? Uns reicht’s! Wir wollen Taten!“ Mannesmut vor Königsthronen, es gibt ihn noch.