© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/16 / 08. Juli 2016

Lesereinspruch

Mehr Selbstbewußtsein

Zu: „Von A bis Z“ von Richard Stoltz (JF 25/16)

Daß Redewendungen und Sprichworte im deutschen Sprachalltag immer seltener werden, ist zwar eine Tatsache. Doch gerade deshalb dürfen jene, die sie kennen oder sogar beherrschen, sich in keinem Fall von ihrer Verwendung abhalten lassen. Selbst wenn sie in diesem Fall „als wenig gebildet, als einfältig und einfallslos“ gelten sollten. 

Wer sie als Bereicherung unseres Sprachalltags sieht, sollte das Selbstbewußtsein und die Stabilität an den Tag legen, diese Formulierungen bei passender Gelegenheit zu benutzen. 

Als ich noch als Deutschlehrer tätig gewesen bin, habe ich derartige Formulierungen stets mit dem persönlichen Bezug eingeleitet: „Oma Heise hat gesagt.“ Als ich dann mal über einen längeren Zeitraum kein Sprichwort, keine Redewendung in den Unterricht habe einfließen lassen, habe ich häufig die teilnahmsvolle Frage vernommen, ob Oma Heise krank sei. Während meines Berufsalltags habe ich von meinen Teilnehmern nie ein geringschätzendes oder gar abfälliges Wort zu besagten Wendungen gehört.

Reinhard Wilnow, Bremen