© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/16 / 15. Juli 2016

Zeitschriftenkritik: Krimi – Das Magazin
Von Norddeutschland bis Venedig
Werner Olles

Kriminalromane und -filme erfreuen sich bei Lesern und Zuschauern immer größerer Beliebtheit. Die Zahl der Fernsehserien, deutschen wie ausländischen, vor allem amerikanischen, britischen und skandinavischen,  ist inzwischen Legion. Daß die einzelnen Fälle immer bizarrer und gruseliger werden – es wimmelt beispielsweise nur so von brutalen Serienmördern –, ist wohl der Erwartungshaltung des Publikums geschuldet. Und auch daß heute zumindest gefühlt eine deutliche Mehrheit der Ermittler weiblichen Geschlechts ist, hat wenig mit der Realität zu tun – da beträgt die Frauenquote etwa 15 Prozent –, sondern viel eher mit der Politischen Korrektheit, der sich die Mehrzahl der Autoren und Produzenten offenbar verpflichtet fühlt.

Gleichzeitig mit dem „Boom“ auf dem internationalen und nationalen Krimi-Markt wächst das Angebot an Zeitschriften und Magazinen, die sich mit mehr oder weniger spektakulären Verbrechen befassen und ihre Leser nur allzu gern in die dunklen Abgründe der menschlichen Psyche blicken lassen und damit eine Faszination auslösen, die so alt ist wie die Welt. Mit Krimi-Neuerscheinungen, aktuellen Thriller-Serien, Hintergrundinformationen zu beliebten Verfilmungen, Rezensionen, Krimi-Spielen und -Rätseln und Porträts bekannter Autoren wartet viermal jährlich Krimi – Das Magazin auf. So stellt die aktuelle Ausgabe (Nr. 2, Juli/August 2016) unter anderem die neue – und mit viel Vorschußlorbeeren bedachte – US-amerikanische TV-Serie „Quantico“ vor, die demnächst in Doppelfolgen auf ProSieben laufen wird. Wer es etwas gemütlicher, aber dennoch spannend mag, wird auf die deutschen Küstenkrimis hingewiesen, eine beliebte Variante der ohnehin immer erfolgreicheren Regionalkrimis. Vier der bekanntesten Autoren dieses Subgenres stellen ihre Ideen und Projekte vor, und der Leser spürt schon bald, daß der norddeutsche Küstenkrimi mit seinem trockenen Humor, den urigen Figuren und seinem schnoddrigen Ton längst Kult ist.

Ein wenig gehobener geht es im morbid-schönen Venedig zu, wo Commissario Brunetti, unterstützt von seinem treuen Sergente Vianello und der betörenden Signorina Elettra, der guten Seele des Kommissariats, das hier „Questura“ heißt, in der auf Pfählen gebauten Lagunenstadt dem Verbrechen unerbittlich, aber mit innerer Gelassenheit, auf der Spur ist. Die amerikanische Schriftstellerin Donna Leon, die es 1981 nach Venedig zog, um hier als Lehrerin auf einer US-Militärbasis zu arbeiten, legte bisher 25 Romane vor, die in 34 Sprachen übersetzt wurden. In Gestalt von TV-Krimis strahlte die ARD in sechzehn Jahren 22 davon aus, wobei die Drehbücher von deutschen Autoren stammen und Regie, Crew und Darsteller ebenfalls deutsch sind. Italienisch ist nur der Sehnsuchtsort Venedig, eine alte Stadt, die seit Jahren zu versinken droht, und vielleicht gerade deswegen mit ihrem morbiden Charme jeden in ihren Bann zieht. 

Kontakt: Panini Verlag, Rotebühlstr. 87, 70178 Stuttgart. Das Einzelheft kostet 4,99 Euro, ein Jahresabo 29,94 Euro. 

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