© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/16 / 22. Juli 2016

Selbstdenkende Köpfe verzweifelt gesucht: Kaum jemand „quer zum Mainstream“
Bröckelnde Innovationskultur
(wm)

Seit drei Jahren können sich Nachwuchsforscher aus den Geistes-, Natur- und Lebenswissenschaften bei der VW-Stiftung um ein Stipendium aus dem Programm „Freigeist“ bewerben. Voraussetzung dafür ist die Präsentation eines „außergewöhnliche Perspektiven“ eröffnenden, „quer zum Mainstream etablierter Forschungsfelder“ liegenden, eine „besondere Forscherpersönlichkeit“ verratenden Projekts. Wie die Stiftung in einer Zwischenbilanz jetzt mitteilt (Deutsche Universitäts-Zeitung, 7/2016), stieg zwar die Bewerberzahl von 113 (2013) auf 178 (2016), aber wirklich innovative Anträge seien selten gewesen, so daß bisher nur 19 Bewilligungen erteilt werden konnten. Die meisten Projekte bewegten sich auf ausgetretenen Pfaden. Allzuviel Konventionelles treibe auch der „Drittmitteldruck“ zu den „Freigeistern“, der sich bei der DFG oder anderen, ebenso stark Modethemen fördernden Stiftungen, nicht entladen konnte. Offenbar fehlt es im deutschen Wissenschaftsbetrieb, vor allem in den auf politische Anpassung trainierten Geistes- und Sozialwissenschaften,  inzwischen an Selbstdenkern. Bei VW glaubt man indes, es läge an den zu „konservativ“ wertenden Gutachtern des Programms. Sie will man ausgerechnet durch Promotoren des Konformismus ersetzen: „Akteure“ aus den Reihen von Nichtregierungsorganisationen.

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