© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/16 / 22. Juli 2016

Einfach elegant
Auszeichnung für ausgezeichnete Formschönheit: Der „Rote Punkt“ für schöne Dinge des Alltags
Ronald Berthold

Design prägt seit jeher den Eindruck der jeweiligen Zeit. Rokoko, Biedermeier – ganze Epochen tragen den Namen von Kunstrichtungen oder umgekehrt. Doch wie ist es heute? Wie werden unsere Nachfahren einmal auf das beginnende 21. Jahrhundert zurückblicken? Architektonisch wird sicherlich nicht viel bleiben, vor dem künftig Tausende staunend stehen. Aber Gestaltung beginnt im Kleinen.

Einige Zeitgenossen greifen bei der Einrichtung ihres Zuhauses auf gute Fänge beim Trödelmarkt zurück. Andere warten gebannt auf die neueste Entwicklung und abgefahrenes Design. Der Red Dot Award zeichnet jährlich die am besten gestalteten Dinge des Alltags aus. Gerade erst kamen im Ruhrgebiet 41 Experten zusammen, um mehrere Tage 5.200 eingereichte Objekte zu begutachten. Den Preis vergaben sie 1.304mal. Die allerhöchste Auszeichnung „Red Dot: Best of the Best“ erhielten 79 Produkte. Die JUNGE FREIHEIT hat sich hier einmal umgeschaut und die bemerkenswertesten, schönsten sowie skurrilsten Dinge unter die Lupe genommen.





Kaffeevollautomat Drop

Wer sich einen beim Kaffeekochen in die Höhe springenden Tropfen des Heißgetränkes vorstellt, ahnt in etwa, wie der Kaffeevollautomat „Drop“ (englisch für Tropfen) aussieht. Das High-Tech-Gerät mit der schwarzen Kugel im oberen Bereich kann durch seine runden Formen von fast allen Seiten bedient werden und bietet daher neben dem bemerkenswerten Design auch eine bestechende Funktionalität. So lobte die Jury auch, daß „die Art und Weise, wie bei dieser Kaffeemaschine der Wasserbehälter gestalterisch in die Basis integriert“ wurde, „faszinierend“ sei. Und auch die Bedienung funktioniere „mühelos und ist ausgesprochen komfortabel“.





Mesh-Leuchte

Heute noch einen Kronleuchter in einen Wettbewerb für modernes Design einzureichen, zeugt von Mut. Aber so wie der Mailänder Gestalter diese Herausforderung gemeistert hat, muß man ihm zugestehen, daß er die Mischung aus Antiquität und Moderne hinbekommen hat. Dutzende LEDs leuchten an den Kreuzungen des Metallkabelnetzwerkes. Dadurch wird das Licht gleichmäßig im Raum verteilt und schafft gewisse Gemütlichkeit, die an alte Zeiten erinnert. Auch den Juroren gefiel, daß die Gestaltung „den Kronleuchter auf bestechend intelligente Weise neu“ interpretiere. Die Formensprache emotionalisiere den Betrachter.





Airbus A 350 XWB

Ein bißchen wirkt die Einrichtung des Airbus A350 XWB, wie wir uns früher das Reisen mit Raumschiffen vorgestellt haben. Spacig aussehende Bildschirme dominieren das Interieur des Flugzeuges. Trotzdem erscheint die Kabine aufgeräumt und großzügig. So war es auch das Ziel, „ein modernes und geräumiges Umfeld für Passagiere und Crew zu schaffen“. Tatsächlich vereinen fortlaufende Linien sich mit ausgewogenen Proportionen, die Weite und Offenheit suggerieren. Akzentuierte Beleuchtung läßt Gestaltungselemente und damit die Passagierkabine optisch leichter aussehen. Die Jury befand: „Das Innere wirkt derart großzügig bemessen, daß keinerlei Gefühle von Enge entstehen.“





Schweizer Messer

Wer das klassische Schweizer Taschenmesser liebt, der wird mit der gestalterischen Überarbeitung des Traditionsproduktes nicht einverstanden sein. Ein wenig erinnert es in seiner neuen Form an einen futuristischen USB-Stift. Daß es sich nicht zu weit von seiner ursprünglichen Form entfernt habe, befand jedoch die Jury. Es vereine „Tradition gekonnt mit inspiriertem Design“, besitze die „vertrauten Eigenschaften des Schweizer Messers und ist dennoch neu“. 





A’tolan House

Vom Leben in der Natur träumen viele. Doch dann sollte sich das Haus auch in die Natur einpassen und Komfort bieten. Ein klarer Grundriß und die an der Ostküste Taiwans natürlich vorkommenden Materialien machen das A’tolan House zu einem Wohlfühlort auf der chinesischsprachigen Insel. Obwohl oder vielleicht gerade weil ein dezenter Purismus auch im Innern nicht zu übersehen ist, schafft das Haus Geborgenheit und Funktionalität zugleich. Eingebettet in die steinige Strandlandschaft zeichneten die Experten das Haus auch deswegen aus, weil es den Lauf von Licht und Luft berücksichtigt. Diese „können aus allen Richtungen ungehindert hindurchfließen und schaffen eine Atmosphäre der Ruhe und Erholung“.