© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/16 / 29. Juli / 05. August 2016

Gescheiterte Rebellion
USA: Donald Trump trotzte den innerparteilichen Rivalen und geht gestärkt in den Wahlkampf gegen Hillary Clinton
Manfred Friedrich

Die Rebellion scheiterte gleich am ersten Tag. Zahlreiche Republikaner-Delegierte hatten versucht, durch einen Antrag eine Änderung der Parteitagsregeln zu erwirken. Ihrem Willen nach hätten Delegierte nicht mehr an das Vorwahl-Votum des sie entsendenden Bundesstaates gebunden sein sollen. 

Ein Versuch von Gegnern des siegreichen Immobilienunternehmers Donald Trump, diesen doch noch in letzter Minute als Kandidaten zu verhindern. Eine Abstimmung darüber gab es nicht. Parteitagsleiter Steve Womack, Kongreßabgeordneter aus Arkansas, entschied, daß mehr Delegierte den Antrag mit „Ja“- als „Nein“-Rufen quittiert hätten. 

Für gewöhnlich sind Nominierungsparteitage beider großen Parteien in den USA Showveranstaltungen, die der Inszenierung und Präsentation des jeweiligen Kandidaten dienen. Harmonie garantiert. Ganz anders beim diesjährigen Nominierungsparteitag der Republikaner in Cleveland. Schon im Vorfeld sorgte die Ankündigung von Trumps Ex-Rivalen John Kasich, immerhin Gouverneur des den Parteitag ausrichtenden Bundesstaates Ohio, der Veranstaltung fernzubleiben, für böses Blut. „Eine Schande“, nannte der frühere Gouverneur von Arkansas und Trump-Unterstützer Mike Huckabee die Entscheidung. Zahlreiche republikanische Ex-Präsidentschaftskandidaten wie John McCain, Mitt Romney und George Bush blieben dem Event ebenso fern.

 Durch Anwesenheit glänzte hingegen Trumps schärfster Vorwahlkampfrivale. In seiner Rede sorgte der texanische Senator Ted Cruz für einen Eklat und verweigerte Trump die Unterstützung. „Wählt nach eurem Gewissen“, rief er den Delegierten zu. Für die Trump-Fans  eine Ungeheuerlichkeit! Cruz mußte seine Rede unter Buh-Rufen und „Gib uns Trump“-Sprechchören beenden. 

Clinton brachte „Tod, Terrorismus und Schwäche“

Heftige Vorwürfe von Trump-Unterstützern, er habe sein Wort gegeben, den Kandidaten der „Grand Old Party“ zu unterstützen, konterte Cruz scharf: „Ich unterstütze niemanden, der meine Frau und meinen Vater beleidigt.“ Er sei kein „dienerisches Hündchen“, das sich für die Schmähungen seiner Familie durch Trump auch noch durch eine formelle Unterstützungserklärung bedanke. Tatsächlich hatte Trump im Vorwahlkampf Cruz’ Vater Rafael vorgeworfen, an der Ermordung von John F. Kennedy beteiligt gewesen zu sein. 

Von Cruz’ Frau Heidi hatte Trump auf Twitter ein unvorteilhaftes Bild gepostet und es seiner Model-Frau Melania gegenübergestellt. Cruz nannte Trump daraufhin einen „wimmernden Feigling“, weil dieser seine Frau angreife, statt die Auseinandersetzung mit ihm zu suchen. 

Wie unbeliebt Trump bei vielen republikanischen Spitzenpolitikern ist, zeigt ein Blick auf seinen unterlegenen Kontrahenten Kasich. Nach CNN-Berichten soll Trump ihm die Vizepräsidentschaft angeboten haben, mit Befugnissen, wie sie noch kein Vizepräsident je hatte. Die Zuständigkeit über alle inneren und äußeren Angelegenheiten soll er Kasich versprochen haben. Der winkte dennoch ab. 

Indianas Gouverneur Mike Pence, den Trump daraufhin zum „running mate“ machte, war also bestenfalls zweite Wahl. Zur Petitesse gerieten ob solcher Berichte die Vorwürfe an Trumps Gattin Melania, sie habe ihre Parteitagsrede von Michelle Obama abgeschrieben. Das Trump-Lager wies die Anschuldigungen erst zurück, bevor eine Mitarbeiterin das Plagiat eingestand. 

Ebenfalls wie die Kopie einer Demokraten-Rede hörte sich Trumps Tochter Ivanka an. Ihr Vater werde sich für gleiche Gehälter für Frauen und für bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten einsetzen. Ivankas Vater geizte hingegen in seiner Abschlußrede, in der er offiziell die Nominierung annahm, nicht mit Angriffen auf seine Herausforderin Clinton. Ihre Hinterlassenschaft nach vier Jahren als Außenministerin sei „Tod, Verwüstung, Terrorismus und Schwäche“, so Trump. Eine Welt, die unsicherer sei als je zuvor.