Es spricht für den Grünen-Mitbe-gründer und Autor Rolf Stolz, wenn er seine früheren Texte, die bis zu den 1980er Jahren zurückreichen, mit der gleichen Überzeugung und den gleichen Grundkonstanten vertritt, die sein Denken bereits vor einer Generation bestimmten. Dabei leugnet Stolz keineswegs „Veränderungen von Akzenten und Detaileinschätzungen“ aus geänderten Konstellationen und neuen Einsichten, doch im Kern geht es dem Autor bis heute „um Deutschland, um seine Katastrophen und seine mögliche Wiedergeburt, um grassierende lebensgefährliche Wahnzustände (Neoliberalismus, Politische Korrektheit, Gender-Ideologien, Antisemitismus …), um die alten Wahrheiten und ewigen Werte, um Elend und Hoffnungen einer antistalinistischen Linken“.

In dem Essay „Die Nationale Linke – Phantom, Faktum, Utopie?“ (2005) untermauert er dies mit den Zielen einer „wirklichen, freiheitlich-undogmatischen Linken“ – die sich jedoch bereits in den nächsten Absätzen als Mixtur aus Phantom und Utopie entpuppt – nach „Emanzipation von Ausbeutung und Unterdrückung, der Fortentwicklung von Völkerfreundschaft und internationaler Solidarität, Antifaschismus und Antikapitalismus, der fundamentalen Demokratisierung der Gesellschaft“. So ehren- und erstrebenswert diese Ziele auch sein mögen, die real existierende Linke ist davon so weit entfernt wie nie zuvor in ihrer Geschichte.

Der interessanteste Aufsatz ist zugleich auch der aktuellste: die Rede des Autors zum Stiftungsfest der Danubia in München 2014 („In Sachen Deutschland – Mögliches und Unmögliches“). Stolz plädiert hier für eine Klärung, „wer an unserer Seite kämpfen wird und wer nicht“ und kommt zu der Einsicht, daß „Widerstand notwendiger denn je ist, aber wesentlich mehr Mut verlangt als je zuvor in der Nachkriegszeit“. Es gehe um „eine große Einheitsfront aller Deutschen, die sich als Deutsche verstehen, und die Deutschland vor dem Untergang und der Auslöschung bewahren wollen“.

Rolf Stolz: Wenn es eine Zukunft gibt. Politische Essays II. Lindenbaum-Verlag, Beltheim 2016,  broschiert, 214 Seiten, 14,95 Euro