© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/16 / 29. Juli / 05. August 2016

Blick in die Medien
Geldhunger von ARD und ZDF
Tobias Dahlbrügge

Es war eine Blamage für ARD und ZDF: Während auf privaten Sendern längst aktuelle Nachrichten über den Militärputsch in der Türkei liefen, waren sie noch im Tiefschlaf.

Ulrich Deppendorf, bis 2015 Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, hat eine Idee, um das Bezahlfernsehen auf Trab zu bringen. Er erzählte sie dem Berliner Medienjournalisten Daniel Bouhs. Na, was denken Sie? Für die acht Milliarden Zwangsgebühren pro Jahr einfach bessere Arbeit leisten? Nein! Zunächst sagte Deppendorf, die Kritik sei auch nicht ganz gerecht, denn es wäre „ein historischer Schritt“ gewesen, den heiligen „Tatort“ zu unterbrechen: „Das haben die Kollegen hervorragend gemacht, aber in Zukunft müssen wir noch mehr machen.“

Anfang der 90er habe CNN vorgeschlagen, einen deutschen Nachrichtensender zu gründen. 

Und zwar noch einen weiteren Staatssender gründen: Deppendorf fordert einen gebührenfinanzierten 24-Stunden-Nachrichtenkanal. Das sei die „Zukunftssicherung der Öffentlich-Rechtlichen“, denn, so die Deppendorf-Logik: „Ereignisse wie in der Türkei nehmen zu. Und dann kommen auch die jungen Leute zur ‘Tagesschau’ oder zu den ‘Heute’-Nachrichten – denn das sind immer noch die Garanten der Information!“

Als Vorbild nennt er CNN und BBC. „Und wer, wenn nicht die öffentlich-rechtlichen Anstalten sollte das können?!“ Tja wer? Nebenbei: Wozu gibt es eigentlich Tagesschau24 und Phoenix? Einen Anlauf habe es schon früher gegeben: Anfang der Neunziger habe CNN ARD und ZDF vorgeschlagen, gemeinsam einen deutschen Nachrichtensender zu gründen, sei aber wegen der Mediengesetze wieder abgesprungen. 

Für den neuen Rund-um-die-Uhr-Regierungssender „muß man sicherlich Mittel in die Hand nehmen und das Personal verstärken“, so Deppendorf. Man müsse „mal gucken“, ob dazu vielleicht Mittel aus Sport und Unterhaltung „umgeschichtet“ werden könnten, oder ob dazu eine Erhöhung der GEZ-Steuer fällig wäre. Ausschließen ließe sich das nicht.