© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/16 / 29. Juli / 05. August 2016

Politisch unbequeme Befunde noch nicht selbst zensieren
Verunsicherte Migrationsforscher
(wm)

Mit dem keineswegs sensationellen Resultat einer vergleichenden Studie über Migration und Integration (JF 17/16) hat der Berliner Soziologe Ruud Koopmans den Elfenbeinturm für eine Weile in Richtung Talkshow verlassen können. Den Herrschern über den Migrationsdiskurs, die „Integration“ als Zauberformel zur Lösung aller Probleme „multikultureller“ Gesellschaften anbieten, hatte der an der Humboldt-Universität lehrende Koopmans den ernüchternden Befund entgegengehalten, daß etwa die Hälfte der in Europa lebenden Muslime die Lehren der politischen Religion des Islam über die Gesetze der ursprünglichen Gastländer stellt. Dieser fundamentalistische Islam verhindere dauerhaft Integration. In der sich als verlängerter Arm von „Pro Asyl“ verstehenden „Migrationsforschung“ (JF 28/16) sorgte Koopmans Studie für Entsetzen und führte zu Warnungen vor „Instrumentalisierung durch Rechtspopulisten“. Aber die Angst davor, so beruhigt der am Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung tätige Marc Helbing, dürfe nicht dazu führen, daß man sich „selbst zensiert“ (WZB Mitteilungen, 152-2016). „Rechtspopulisten konstruieren ihre Argumente“ ohnehin unabhängig von der Wissenschaft. Allerdings sollte man sich zukünftig lieber erst nach internen Diskussionen und nur mit „robusten Ergebnissen“ öffentlich äußern. 


 www.wzb.eu