© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/16 / 29. Juli / 05. August 2016

Frisch gepresst

Europa nach 1918. Der Schutzumschlag, den George Grosz’ die „monarchistische und faschistische Reaktion“ verhöhnendes Gemälde „Stützen der Gesellschaft“ von 1926 ziert, lenkt die Erwartungen des Lesers in die Irre. Es geht Boris Barth nicht in erster Linie um die von links und rechts bedrängte Republik von Weimar. Sondern um die „Krise der Demokratie“, kaum daß sich dieses moderne Ordnungsmodell nach Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zusammenbruch der Monarchien auf dem alten Kontinent etabliert hatte. In seiner vergleichenden Untersuchung zeigt Barth, wie wenig die „Versuchung des totalen Staates“ als „deutscher Sonderweg“ anzusehen ist, da sich im internationalen Rahmen die radikalen Krisenbewältigungsstrategien zu stark ähneln. Homologien, die, wie Barth in einem leider nur skizzenhaften Kapitel über „Technokratische Visionen“ andeutet, so weit reichen, daß schwedische Sozialdemokraten und angelsächsische Liberale genauso wie Mussolini, Stalin oder Deutschvölkische sich in dem Glauben vereinten, die Mängel moderner, pluralistischer  Industriegesellschaften mit einer „Zivilisierungsdiktatur“ beseitigen zu können, die den „neuen Menschen“ bis zur utopischen Stufe „optimiert“, die „ewiges Leben“ verheißt. (wm)       

Boris Barth: Europa nach dem Großen Krieg. Die Krise der Demokratie in der Zwischenkriegszeit 1919–1933. Campus Verlag, Frankfurt 2016, gebunden, 361 Seiten, 34,95 Euro





Erziehung. Nichts weniger als einen Weg, „der die beste Vorbereitung der Kinder für ein erfolgreiches und schönes Leben darstellt“, verspricht das neue Buch von Hedwig L. Hajdu. Die Tatsache, daß sich Kinder heute anders verhielten als früher, erfordere andere elterliche Maßnahmen, konstatiert die in Linz geborene Autorin. Die richtige Erziehung beginne demnach schon vor der Geburt. Erziehung sei dazu da, Kindern die besten Chancen und die richtige Führung – auch durch Stärkung des Willens und durch Kommunikation innerhalb der Familie – zu bieten, damit sie wertvolle Mitglieder der Gesellschaft werden können. Damit seien jedoch nicht pränatale Fördermaßnahmen gemeint, sondern Freude, Zuwendung und „Gewolltsein“. Als „wichtige Entscheidung“ wertet Hajdu, ob Kinder geimpft werden sollen oder nicht – und rät davon ab. Wer die erwähnten Lebensgesetze befolge, komme in allen Situationen zu besten Lösungen. (ls)

Hedwig L. Hajdu: Kin der brauchen Führung. Aber wie? Eigenverlag, Starnberg 2016, broschiert, 164 Seiten, 17,90 Euro