© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/16 / 12. August 2016

Antidiskriminierung im Zeichen der Quote
Die Profiteure schaden dem ganzen Land
Thorsten Hinz

Das vor zehn Jahren eingeführte Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sei dringend reformbedürftig, stellt ein von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Auftrag gegebener Evaluationsbericht fest. Nicht daß es abgeschafft oder zurückgeschraubt werden müßte, ganz im Gegenteil! Vor allem wünschen sich die „Experten“ mehr Migranten in Führungspositionen, auch in der Wirtschaft. Auch sollen die Klagemöglichkeiten gegen angebliche Dskriminierungen erweitert werden.

Wortwahl und Stoßrichtung des Gutachtens legen nahe, daß Antidiskriminierer und Gutachter derselben bürokratisch-administrativen Struktur angehören und sich politisch-ideologisch nahestehen. Ihre Interessen sind deckungsgleich. Während Kritiker ihre Tätigkeit als schädlich, ressentimentgeladen und parasitär monieren, identifizieren sie unverdrossen immer neue Betätigungsfelder und Diskriminierungsformen und folgern daraus einen gesteigerten Bedarf an Personal, Finanzmitteln und Gesetzen. Die systemische Eigendynamik verbindet sich mit den politischen Interessen einer jakobinischen Eine-Welt-Ideologie. Inzwischen gibt es kein Halten mehr. 

Aktuell geht es darum, mit kosmetischen Maßnahmen zu bemänteln, daß die wilde Zuwanderung unsere Sozialsysteme zerstört. Die Aufhebung der sogenannten Vorrangprüfung, die Asylbewerber den deutschen Arbeitnehmern gleichstellt, dient demselben Zweck. Nicht die fehlende Qualifikation der Ausländer, lautet das Signal, sondern restriktive Gesetze, wahlweise aber der Rassismus der Deutschen sind schuld daran, wenn die einen den anderen auf der Tasche liegen. Langfristig wird der Umbau der Gesellschaft angestrebt ohne Rücksicht auf Verluste. Nach aller Lebenserfahrung sorgen Quoten und „freiwillige“ Selbstverpflichtungen dafür, daß besser geeignete Bewerber aussortiert werden und die Qualität der geleisteten Arbeit somit sinkt. Darüber hinaus stranguliert die staatliche Kontrolle von immer mehr Bereichen des ökonomischen und sozialen Lebens die schöpferischen Energien einer Gesellschaft.

Wenn der Siegeszug der Antidiskriminierer dennoch unaufhaltsam erscheint, dann deshalb, weil sich in ihrem Windschatten zahlreiche Nutznießer befinden. Der Vorwurf der Diskriminierung ist eine Gelegenheit beispielsweise für Faule und Minderbemittelte, sich als Erniedrigte aufzuspielen und Schadenersatz einzufordern, Anwälten bietet sich ein lukrativer Geschäftszweig. Von der steuerfinanzierten Gleichstellungs- und Sozialindustrie gar nicht zu reden. Was das Land als Ganzes beschädigt, erweist sich für eine nicht unbeträchtliche Anzahl einzelner als sichere Einnahmequelle. Die damit verbundene moralische und intellektuelle Korrumpierung gehört zu den unvermeidlichen Perversionen von Staaten im Niedergang. Die zu durchschauen und zu thematisieren dient dem Erhalt persönlicher Integrität und ist die wirksamste Gegenwehr.