© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/16 / 12. August 2016

Aufgeschnappt
Oma der Genossen
Matthias Bäkermann

Eine Posse aus dem Wahlkampf erzürnt in der Hauptstadt derzeit linke Wahlkämpfer. Anlaß war eine Reportage über „Oma Anni“ des Boulevardblattes Berliner Kurier am vergangenen Wochenende. Denn die 95jährige Anni Lenz prangt momentan auf Hunderten von Wahlplakaten der Partei „Die Linke“ mit dem Slogan „Mietrebellin. Oma Anni bleibt“. Die betagte Reinickendorferin steht als Symbol für den Widerstand gegen Mieterhöhungen. Und gegen Gentrifizierung sind Linken auch die Interessen Alteingesessener wichtig. Blöd ist nur, daß ihr Zugpferd den Kurier-Journalisten gesteht, daß sie die Linke niemals wählen würde. „War immer SPD, das bleib’ ich auch“, beharrt Altmieterin Lenz.

Daraufhin entbrannten zwischen den Berliner Genossen harte Wortgefechte in den sozialen Medien. „Mietrebellin Oma Anni bleibt ... SPD-Wählerin“ höhnten die Sozis, der Alt-PDSler Klaus Lederer pöbelte zurück, die SPD würde Oma Anni nur wieder „in den Arsch treten“. Und der Grüne Andreas Otto wies darauf hin, daß die rot-rote Koalition 2004 durch den Verkauf von landeseigenen Wohnungen die Rentnerin überhaupt in ihre Lage gebracht habe. 

Fest steht nun, daß eine eventuelle r2g-Koalition nach der Wahl am 18. September von einer Oma-Anni-Hypothek belastet würde.