© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/16 / 19. August 2016

Blick in die Medien
Leider nicht von Wallraff
Tobias Dahlbrügge

Die Fälle häufen sich, in denen Polizisten von aufgebrachten Ausländergruppen umringt und bedroht werden. Für manche Beamte endet der Dienst sogar mit schweren Verletzungen, so zuletzt in Kiel. 

RTL hat schon davon gehört. Es habe „Insider-Hinweise“ (!) auf „Übergriffe und Respektlosigkeit gegenüber den Beamten“ gegeben. Um diese Arbeitsbedingungen zu dokumentieren, schloß der Sender offenbar eine heikle Vereinbarung mit einer Kölner Polizistin.

Die 26jährige filmte mehrere Monate den Streifendienst mit versteckter Kamera und schnitt Gespräche mit getarnten Mikrofonen mit. Durch einen Zufall flog die Undercover-Recherche auf: Das Begleitteam aus einem Kameramann und einer Journalistin verhielt sich zu auffällig. Nun ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft – allerdings nicht gegen den Sender, sondern die Beamtin und zwei Reporter, wegen Beihilfe und Anstiftung.

Polizisten werden von Straßenmobs ausländischer Herkunft beleidigt und bedroht. 

Lustige Notiz am Rande: RTL ließ sicherheitshalber mitteilen, es habe sich keinesfalls um eine Produktion des großen Enthüllungs-Stars Günter Wallraff gehandelt.

Die Behörde ermittelt nicht wegen des Verrats von Dienstgeheimnissen, sondern dreht den Fall so, daß die Privatsphäre der heimlich gefilmten Kollegen verletzt worden sei. Bei den Reportern fanden Hausdurchsuchungen statt; RTL gab das Material freiwillig heraus, um einer Razzia zu entgehen.

So werden die RTL-Zuschauer leider kein Fernsehdokument zu sehen bekommen, das die Zustände auf deutschen Straßen wiedergibt. Schade, auch die Silvester-Vorfälle – ausgerechnet in Köln – wurden durch mutige Polizisten und Journalisten entschleiert! Die 26jährige hat inzwischen ihre Stellung verloren.

Da müssen die TV-Zuschauer ins Internet ausweichen, wo sich zahlreiche Handyvideos von Amateuren finden, in denen Polizisten von Straßenmobs ausländischer Herkunft beleidigt und bedroht werden. Es wäre hilfreich gewesen, solche Szenen auch dem Fernsehpublikum vor Augen zu führen.