© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/16 / 19. August 2016

Nur Programme der Eroberung
Antworten eines christlichen Islamkenners
Werner Olles

In Zeiten, in denen der Islam in zunehmendem Maß unsere Gesellschaft beeinflußt und immer mehr Bürger eine Islamisierung ihrer Heimat befürchten, versucht der renommierte Islamwissenschaftler und Jesuit Samir Khalil Samir ein ebenso ungeschminktes wie differenziertes Bild dieser Religion zu zeichnen. Doch lädt der Untertitel „Warum wir die Muslime nicht fürchten müssen“ zu Mißverständnissen ein, da der in Ägypten geborene Gelehrte, Herausgeber einer Orientalistik-Zeitschrift und Verfasser von rund zwanzig Monographien und über 500 Artikeln über den Islam und den christlichen Orient, gewiß kein Apologet des dort expansiv und aggressiv hervortretenden Lehre Mohammeds ist, den einzelnen Muslim jedoch achtet. 

Dies beginnt mit seiner Erklärung des Begriffs „Dschihad“, den westliche Intellektuelle gern als „spirituellen Kampf“ verstehen. Samir betont dagegen, daß der Dschihad nichts mit „Mystik“ zu tun hat, sondern nach islamischer Überlieferung „Heiliger Krieg“ bedeutet, den die Muslime gegen die „Ungläubigen“ zu führen haben. Ebenso ignoriere man in Europa das rasche Wachstum des Islams, das dank der massiven Geldspritzen Saudi-Arabiens und der Emirate Afrika in wenigen Jahrzehnten völlig islamisieren wird. 

Unmißverständlich sind auch seine Erklärungen zur Apostasie: So führten die Taliban in Afghanistan die Todesstrafe für alle ein, die sich vom Islam abwandten. Die Hinrichtung von Apostaten ist auch in Saudi-Arabien, im Sudan, in Mauretanien und in Kuwait gemäß der Scharia Gesetz. So wurden im Sudan vier Muslime, die zum Christentum konvertiert waren, erst ausgepeitscht und dann gekreuzigt, während Saudi-Arabien sogar Schiiten zu Polytheisten erklärt, nicht zuletzt, um unliebsame politische Gegner loszuwerden.

Aufschlußreich ist die Aussage einer hochgestellten islamischen Persönlichkeit während eines christlich-islamischen Dialogs gegenüber dem Bischof von Izmir: „Durch eure demokratischen Gesetze werden wir euch überrennen, dank unserer religiösen Gesetze werden wir euch beherrschen.“ Dazu Samir, der das multikulturelle Modell für „eine gefährliche Utopie“ hält: „Wie sollte man in alledem kein eindeutiges Programm der Expansion und Eroberung erkennen?“

Samir Khalil Samir u. a.: 100 Fragen zum Islam. Warum wir die Muslime nicht fürchten müssen. Fe-medienverlag, Kisslegg 2016, broschiert, 216 Seiten, 5 Euro