© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/16 / 19. August 2016

Der Flaneur
Condor und die Aufklebersuche
Paul Leonhard

Isabel kam herunter, „schlank, hoch aufgeschossen, in ihren an den Stiefeln umgekrempelten Jeans, dem weißen Hemd, mit ihren goldenen, gelockt auf die Schultern fallenden Haaren“. Es sind Sätze wie diese, die mich ausreichend faszinieren, um das Buch – in diesem Fall die „Rumänische Reise“ von Nicolaus Sombart – aus der Wühlkiste der Hauptbibliothek zu retten.

Auch andere Schätze haben die Bibliothekare aussortiert: Philippe Djians Roman „Die Rastlosen“ beispielsweise. Schon dieser Einstiegssatz des Franzosen: „Das konnte er auch mit dreiundfünfzig noch – an einem herrlichen, in weißes Mondlicht getauchten Winterabend, drei Flaschen eines besonders starken chilenischen Rotweins im Blut, mit Vollgas die Bergstraße hinaufrasen.“ Ich möchte das Buch erst einmal wieder zuschlagen und tief durchatmen. Und es einpacken für den anstehenden Urlaub.

Ein zusätzliches Kilo Gepäck kostenlos aufgeben mit Aufkleber „Buch an Bord“.

Der Ferienflieger Condor bricht derzeit eine Lanze für Bücherfreunde. Bis Ende August dürfen diese ein zusätzliches Kilo Gepäck kostenlos aufgeben, wenn sie dieses mit dem Aufkleber „Buch an Bord“ versehen. Mit Frau und Kind sind das drei Kilo Urlaubsliteratur. Und da ich fast alle Bücher in den Urlaubsorten für andere „ausgelesen“ liegen lassen werde, nutze ich das Angebot der „Ausgesonderten“ der Bibliotheken gern, um Neues zu entdecken. So stehe ich mit geschätzten anderthalb Kilo Büchern an der Bibliothekskasse.

Anschließend geht es zu einer der großen Buchketten, um die Aufkleber zu organisieren. Das Problem: Die Filiale nimmt zwar laut Internet an der Aktion teil, nur weiß das im Geschäft niemand. Auch bei einer zweiten Kette ist die Initiative von Condor und Deutscher Buchbranche unbekannt. So klappere ich vergebens ein halbes Dutzend Buchhandlungen ab. In einer Filiale bekomme ich schließlich den entscheidenden Tip, es bei einer inhabergeführten Buchhandlung zu probieren. Und tatsächlich, in einem kleinen Laden werde ich fündig. Und ein paar Lesetips gibt’s obendrein.