© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/16 / 26. August 2016

Kulturpolitik im „religiös vielfältigen“ Libanon
Fragiles Kräftegleichgewicht
(wm)

Das 1961 eingerichtete, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Orient-Institut Beirut (OIB) ist heute das einzige deutsche Wissenschaftszentrum im Nahen Osten. Es betreibt Grundlagenforschung zur Geschichte und Kultur des Islam und des christlichen Orients, zu Arabistik, Semitistik, Iranistik und Osmanistik. Mit 130.000 Bänden bietet die OIB-Bibliothek Stipendiaten und Doktoranden das nötige Fundament für dortige bis zu zwölf Monate dauernde Studien. Nadia von Maltzahn, seit 2013 als Referentin am OIB tätig und dort über Kulturpolitik im heutigen Libanon forschend, beschreibt das Umfeld, in dem sich Wissenschaftler im einstigen „Paris des Ostens“ wie im ganzen Land bewegen müssen, als „fragiles Kräftegleichgewicht“ (Deutsche Universitäts-Zeitung, 8/2016). Die kulturellen Institutionen litten unter der „Abwesenheit des Staates“. Der nach dem Ende des Bürgerkrieges 1995 wiedereröffneten Nationalbibliothek fehle es an öffentlichen Mitteln, so daß sie immer noch von ausländischen Beratern und deren finanzieller Unterstützung abhängig sei. In absehbarer Zeit werde sich daran nichts ändern, denn eine zerbrechliche „Balance of Power“ zwischen den einstigen Bürgerkriegsparteien halte das „religiös vielfältige Land in einer Dauerkrise“, und die schwache Infrastruktur erlaube nicht einmal regelmäßige Strom- und Wasserversorgung. 


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