© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/16 / 02. September 2016

Bundeswehr in der Türkei
Generalabzug
Michael Vollstedt

Für die Stationierung unseres Beitrags zum Kampf gegen den IS in Syrien, sechs Aufklärungs-Tornados und ein Tankflugzeug, war das türkische Incirlik eine schnelle Lösung. Für die westliche Anti-IS-Koalition ist diese Basis zwar optimal. Aber Erdogans Einreiseverbot für deutsche Abgeordnete zum Truppenbesuch ist ein plumpes Auftrumpfen unter Verbündeten und nicht akzeptabel. Zeigen wir Stolz und geben Incirlik auf?

Die Stationierung außerhalb der Türkei wäre schwieriger, aber eigenständiger; vielleicht geht’s mit den Briten von Zypern aus. Oder wir ziehen uns zurück; der Anti-IS-Kampf bricht nicht zusammen, unser Einfluß auf das Geschehen wird nicht geringer als er ist. Es wird auch Zeit nachzudenken, ob wir einen Anti-IS-Kampf unterstützen, der die Chancen Assads ebenso steigert wie die Risiken der Kurden – dank Putins und Erdogans Eingreifen! Und wir stehen vor der Frage: Wie sehr wollen wir von der Türkei abhängig bleiben? Der aktuelle türkische Erpressungsversuch, vor der Besuchserlaubnis für Incirlik müsse die Bundestagsresolution zum Völkermord an den Armeniern aufgehoben werden, sollte eine politische Entscheidung erleichtern:  Incirlik adieu!






Michael Vollstedt, Generalmajor a. D., war in seiner letzten Verwendung als Nato-Kommandeur zuständig für die Sicherheit des deutschen Luftraums.