© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/16 / 02. September 2016

Lesereinspruch

Nicht unterdrückt

Zu: „Gesicht zeigen“ von Christian Vollradt & Umfrage der Woche: „Islamdebatte: Ist ein Burka-Verbot sinnvoll“ (JF 35/16)

Die Fokussierung auf ein Burka-Verbot finde ich unglücklich. Bei aller berechtigten Islamkritik sollten wir nicht vergessen, daß die Burka – und erst recht das Kopftuch – in erster Linie ein Kleidungsstück ist. Die Interpretation, daß es sich um ein Anzeichen der unterdrückten Frau handelt, greift zumindest in den Fällen nicht, wo Frauen diese freiwillig tragen, was nach meiner Beobachtung in den meisten Fällen so ist. 

Weil für mich die Freiheit oberste Priorität hat, habe ich mich bei Ihrer Umfrage für die Antwort „Nein, der Staat hat niemandem vorzuschreiben, wie er sich anzuziehen hat“ entschieden. 

Das heißt aber nicht, daß der Staat keine Kleiderordnungen vorschreiben soll. Im Gegenteil: Dem Osnabrücker Niqab-Urteil zur Klage einer Schülerin stimme ich zum Beispiel uneingeschränkt zu. Vermutlich liege ich mit dieser Meinung nicht im ungewohnten Zwei-Prozent-Bereich Ihrer Abstimmung. Aber zum Glück handelt es sich bei der Umfrage auch nicht um eine parlamentarische Abstimmung.

Thomas Brog, Anhausen