© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/16 / 02. September 2016

Hedgefonds erleben derzeit eine Vertrauenskrise
Mißtrauen gegen die Manager
Thomas Kirchner

Hedgefonds, die einstigen Stars der Branche und in Deutschland erst durch das Investmentgesetz 2004 eingeschränkt zum Handel zugelassen, erleben eine Vertrauenskrise. Investoren ziehen Kapital ab wie zuletzt während der Finanzkrise. Viele Fonds mußten bereits schließen. Dieser Rückschlag kommt nach Jahren stetigen Wachstums: Von zwei Billionen Dollar vor 2008 stiegen die von Hedgefonds verwalteten Beträge auf derzeit fast drei Billionen. Das sieht nicht nach Krise aus, doch in der erfolgsverwöhnten Branche macht sich trotzdem Krisenstimmung breit.

Denn Hedgefondsmanager sind in ihrem Stolz gleich doppelt getroffen. Zum einen leiden viele prominente Fonds unter Rückgaben von Fondsanteilen. Flucht von Anlegern ist immer ein Mißtrauensvotum gegen den Fondsmanager. Wer sich für einen „Meister des Universums“ hält, wie der Autor Michael Lewis in seinem Buch „Wall Street Poker“ (1989) die Händler von Solomon Brothers nannte, ist schwer beleidigt, wenn ein Kunde kündigt. Zum anderen ist die schwache Rendite, die sie in den letzten Jahren erzielt haben, eine noch größere Schmach.

Niemand behauptet heute noch, daß Hedgefonds in jedem Marktumfeld positive Erträge erwirtschaften. Doch über einen Marktzyklus hinweg sollten Hedgefonds vergleichbare Renditen erwirtschaften wie der Aktienmarkt. Und gerade bei der Rendite haben viele Fondsmanager in den letzten Jahren enttäuscht.

Das enttäuschende Abschneiden der Hedgefonds hat mehrere Gründe. Die große Zahl von Fonds und die hohen Beträge, die darin stecken, sind eine Ursache. Die Anzahl alleine kann aber nicht Ursache der schlechten Rendite sein, denn mit rund zehntausend ist sie in den vergangenen zehn Jahren stabil geblieben. Das den Fonds zur Verfügung stehende Kapital hingegen spielt sicherlich eine Rolle, denn in eine begrenzte Zahl von potentiellen Hedgefondsinvestitionen fließt jetzt mehr Geld. Zwangsweise bedeutet dies höhere Einstiegs- und niedrigere Ausstiegskurse, was die Rendite schmälert. Auch setzen Hedgefonds weniger Hebel ein als noch vor der Krise. Einerseits schmälert dies die Renditen, andererseits reduziert diese konservativere Anlagepolitik die negativen Auswirkungen des höheren verwalteten Kapitals.

Zentralbanken tragen wohl die größte Schuld am relativ schlechten Abschneiden der Hedgefonds. Clevere Anlagestrategien und das Ausnutzen von Marktineffizienzen können mit den durch die Zentralbankgeldschwemme verursachten Kurssteigerungen nicht mithalten. Insbesondere Arbitragestrategien leiden unter dem niedrigen Zinsniveau.

Im Umkehrschluß heißt dies: Wer heute in Panik aus Hedgefonds flieht wird im Fall geldpolitischer Normalisierung unzureichend diversifiziert sein. Doch ein Umschichten hin zu Fonds, die in einem neuen Umfeld prosperieren können, hilft den Hedgefondsmarkt insgesamt zu bereinigen.