© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/16 / 16. September 2016

DVD: Kennwort 777
Ein Reporter ermittelt
Werner Olles

Eine wichtige Tendenz des amerikanischen Gangsterfilms der 1940er und 1950er Jahre verkörperten die sogenannten semi-dokumentarischen Filme. Die Grund-

elemente dieser Gattung waren unter anderem eine Vorlage, die zumindest in groben Zügen tatsächliche Begebenheiten nachzeichnete, die Inszenierung des Films an Originalschauplätzen, eine nüchterne Dokumentation der polizeilichen Maßnahmen, von der Spurensicherung über die Fahndung bis zur datentechnischen Erfassung von Informationen über das Verbrechertum. Zudem traten häufig Personen in den Filmen auf, die bei der tatsächlichen Aufklärung der Kriminalfälle eine Rolle gespielt hatten. Einer der wichtigsten Regisseure dieses Subgenres des Kriminalthrillers war Henry Hathaway, der 1945 mit „Das Haus in der 92. Straße“, dem Bericht über die Zerschlagung eines deutschen Agentenrings durch das FBI, bekannt wurde. Die halbdokumentarischen Filme gewannen schnell Einfluß auf die Entwicklung des gesamten Genres und bildeten gleichsam eine Antithese zum „Film Noir“. 

Einen der eindringlichsten und erfolgreichsten Filme dieser Serie inszenierte Henry Hathaway 1948: „Kennwort 777“ („Call Northside 777“) ist ein in Schwarzweiß gedrehter Thriller, der im Chicago der Prohibition spielt. Wegen Mordes an einem Streifenpolizisten, an dem sie nach eigener Aussage unbeteiligt waren, werden Frank Wiecek (Richard Conte) und Tomek Zaleska zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt. Elf Jahre später wird der Chefredakteur der Chicago Times Brian Kelly (Lee J. Cobb) auf eine Annonce aufmerksam, die eine Belohnung von 5.000 Dollar für Informationen über den Mordfall verspricht. Kelly beauftragt seinen besten Reporter P. J. McNeal (James Stewart), der Sache nachzugehen. Wieceks Mutter will den Fall ihres Sohnes wieder aufrollen. Nach einem Besuch bei Frank im Gefängnis beginnt Kelly an dessen Unschuld zu glauben …

„Kennwort 777“ ist ein packend inszenierter Kriminalfilm, der sich auf eine tatsächliche Begebenheit beruft. Was ihn besonders hervorhebt, ist der Held des Films: McNeal ist ein normaler Durchschnittsbürger, der einer unbemittelten Waschfrau und ihrem Sohn hilft, dem Recht und der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.

DVD: Kennwort 777. Pidax-Film, 2016, Laufzeit etwa 112 Minuten