© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/16 / 16. September 2016

Der deutsche Geist ist nicht erloschen
Vortrag: Karlheinz Weißmann in der Berliner Bibliothek der Konservatismus
Gil Barkei

Es gibt nicht nur Revolutionen, sondern auch Konterrevolutionen.“ Mit zugespitzten Thesen zur Krisenlage des europäischen Kontinents hat der Historiker Karlheinz Weißmann vergangenen Freitag in der mit 120 Zuhörern bis auf den letzten Platz besetzten Berliner Bibliothek des Konservatismus sein neues Buch „Rubikon – Deutschland vor der Entscheidung“ vorgestellt.

Die politische Klasse in Deutschland fürchte vor allem eine mögliche Gegenrevolution im östlichen Europa. Weder Viktor Orbán noch Vorschläge wie nun in Polen, den Wehrunterricht an Schulen wieder einzuführen, seien einfach aus der Welt zu schaffen, so sehr es auch versucht würde.

Die aktuelle Versicherung Angela Merkels, „Deutschland wird Deutschland bleiben“, sieht Weißmann kritisch. „Ich weiß nicht, woher sie den Optimismus nimmt.“ Die Äußerung sei ein Zeichen, daß die Kanzlerin merke, daß das Unbehagen mittlerweile ein massenhaftes geworden ist.

Große Hoffnung in die nachwachsende Generation

„Denn egal wie sich die Migrantenorganisationen dazu äußern, faktisch haben die Betreffenden eine solche rein zahlenmäßige Stärke erreicht, daß von der Notwendigkeit, sich zu assimilieren, keine Rede sein kann. Und es gibt genügend Menschen, die davon profitieren.“ 

Große Hoffnung setzt Weißmann in die nachwachsende Generation. „Eine bestimmte Substanz wird man in jungen Deutschen nicht zerstören können. Das ist meine tiefe Überzeugung nach 35 Dienstjahren als Lehrer. Ich glaube nicht, daß der deutsche Geist erloschen ist.“

Auf eine skeptische Nachfrage aus dem Publikum erwiderte er, auch er sei kein geborener Konservativer aus einer konservativen Familie gewesen. „Es entwickeln sich immer junge Menschen, die untypisch sind in ihrer Generation.“

Die Erwachsenen müßten jedoch Vorbild sein, um der Verunsicherung der jungen Generation, was man sagen und denken dürfe, entgegenzuwirken. „Ein einziges Rezept gibt es nicht“, entgegnete Weißmann auf eine Zuhörerfrage, was man genau tun könne. Einige fänden ihren Beitrag in Publikationen, andere sähen sich eher befähigt, „Bürgerinitiativen zu gründen, Flugblätter zu verteilen oder kleine Aktionen auf öffentlichen Bauwerken durchzuführen“.