Die gedruckte Zeitung ist tot, es lebe die gedruckte Zeitung. Der Publizist Roland Tichy wagt den Sprung. Aus seinem Online-Auftritt „Tichys Einblick“ soll ein Monatsmagazin werden. Nach seinem Ausscheiden als Chefredakteur der Wirtschaftswoche entschied sich der 60jährige für einen Neuanfang. Schnell gewann Tichy für seinen Online-Auftritt namhafte Autoren. Darunter den früheren FAZ-Herausgeber Hugo Müller-Vogg, den FDP-Politiker Frank Schäffler, den Kabarettisten Ludgar Kusenberg sowie den CDU-Rebellen Klaus-Peter Willsch.
Auf der Seite dominieren Themen wie Kritik an der Asylpolitik, an der Euro-Rettung und an den Einschränkungen der Meinungsfreiheit. Doch auch Bargeld-Liebhaber, Islamkritiker und Windkraftgegner kommen auf ihre Kosten.
Am 10. Oktober soll nun das erste 8 Euro teure und hundert Seiten starke Heft im Münchner Finanzbuchverlag erscheinen. Auflage: rund 70.000 Exemplare. Einen ähnlichen Schritt war bereits das Online-Debattenmagazin The European gegangen – ohne großen Erfolg. Auch weil weder die Print- noch die Internetseite ein klares politisches Profil hatten.
Tichy will diesen Fehler nicht wiederholen. „Unsere liberal-konservative Positionierung wird von den Online-Lesern geschätzt“, sagt er. Eine Aufweichung der Ausrichtung werde es deswegen nicht geben. Viele Unterstützer hätten ihn gebeten, ein Magazin herauszubringen, betont Tichy. „Das machen wir jetzt und haben schon am ersten Tag der Bekanntgabe viele Abos verkauft. Das gibt uns Hoffnung.“
Ein Fragezeichen allerdings gibt es. Geplant ist, viele der online bereits erschienenen Artikel nachzudrucken. Und der exklusive Teil des Heftes soll später online erscheinen. Laut Tichy sei das für die Leser kein Problem. Diese wünschten sich die Texte in gebundener und optisch gut aufbereitete Form. Das Heft werde deswegen den „Charakter eines Fanartikels“ haben.