© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/16 / 30. September 2016

EU setzt VW wegen der „Dieselproblematik“ unter Druck
Lockere Untergangsstimmung
Verena Inauen

Die ersten Fahrversuche mit Freunden, die schwangere Frau auf dem Weg zum Krankenhaus, der erste gemeinsame Urlaub – als „Partner fürs Leben“ bewirbt VW seine Autos. Milliardenstrafen in den USA, Millionen wütende Kunden in der ganzen Welt und nun eine drohende Klagewelle seitens der EU-Kommission werden weiter unter dem Stichwort „Dieselproblematik“ verharmlost. Martin Winterkorn soll bereits lange vor dem Bekanntwerden der Abgasschummelei eingeweiht worden sein, manche suggerieren sogar, der Ex-Chef habe den Betrug gebilligt.

VW vermarktet indes das von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) angeordnete Umrüsten der betroffenen Diesel-Fahrzeuge als zusätzliche Service-Leistung beim nächsten Werkstattbesuch. Für die EU-Kommission ist das aber nicht genug. Der erste sachte Hinweis mit dem drohenden Messer in der Hand – VW solle über „freiwillige Entschädigungen“ nachdenken – verlief im Sand. Nun ortete Brüssel einen Verstoß gegen zwei EU-Richtlinien. Einerseits habe der Wolfsburger Weltkonzern gegen die Richtlinie zum Verbrauchsgüterkauf verstoßen, andererseits auch gegen eine Richtlinie zu unlauterem Wettbewerb: VW habe seine Kunden durch vermeintlich umweltfreundliche Abgaswerte zum Kauf eines ihrer Fahrzeuge bewogen, diese dann aber nicht eingehalten. Weil VW geschädigten Konsumenten in den USA außerdem je 5.000 Dollar zahlte, sollte auch für europäische Autokunden noch etwas herausspringen.

In einem Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT wußte VW nichts von einer entsprechenden Klageabsicht. Konstruktive Gespräche würden wie eh und je geführt, betonte VW-Sprecher Nicolai Laude. Die Spatzen pfeifen allerdings schon Untergangsprognosen vom Dach: „In Brüssel spielt man derzeit mit der Existenz von Deutschlands größtem Industriekonzern“, warnte etwa die industriefreundliche Welt. „Alles nur Wenns und Abers“, winkt der Vertrieb & Marketing-Mann gelassen ab.