© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/16 / 30. September 2016

„Framing-Ansätze“: Die Steuerpläne der Grünen in der Qualitätspresse
Mediale Einheitsfront
(wm)

In die Bundestagswahl 2013 zogen die Grünen mit einem Steuerprogramm, das eine stärkere Belastung hoher Einkommen, eine Entlastung von Geringverdienern versprach. Ein Vorhaben, das sowohl bei der regierenden CDU/FDP-Koalition als auch in den Leitmedien als Rückkehr des „Etatismus“ auf überparteiliche Ablehnung stieß. Mithin führten diese Steuerpläne schnurgerade dazu, das Wahlziel einer rot-grünen Regierungsbildung zu verfehlen. Mit Hilfe eines „Framing-Ansatzes“, der Untersuchung von Problempräsentation und moralischer Bewertung der Steuerpläne in der „Qualitätspresse“, weisen die Berliner Sozialwissenschaftler Lucas Gerrits und Henrik Scheller nach, daß dieses Scheitern eine uralte Wahrheit der Kommunikationswissenschaft bestätige: Gegen die Dominanz einer „kritischen Mehrheitsmeinung“ lasse sich der Wettbewerb um Deutungshoheit über politische Vorhaben nicht gewinnen (Zeitschrift für Politik, 2/2016). Ein banales Fazit, für das die beiden Jungforscher ihre mit pseudowissenschaftlichem „Framing“-Zinnober geschmückte Perlenschnur der Platitüden nicht hätten aufziehen müssen. Besser wäre ihre Arbeitszeit investiert gewesen zur Beantwortung der Frage, warum sich von taz bis FAZ einmal mehr eine wie gleichgeschaltet wirkende mediale Einheitsfront bilden konnte. 


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