© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/16 / 07. Oktober 2016

Lesereinspruch

Veraltetes Rezept

Zu: „Am Limit“ von Jan Timke (JF 37/16)

Hinsichtlich des von Timke erhobenen Befunds und der Klage über den Schwund polizeilicher Ressourcen in Deutschland kann kein Zweifel bestehen. Dennoch fordert der Beitrag zum Widerspruch heraus, verharrt er doch im unzeitgemäßen Sicherheitsdenken der Bonner Republik, als innere und äußere Sicherheit noch trennbar schienen. In einer Epoche entterritorialisierter Herrschaft und Gewalt, für die eine Institution wie der „IS“ emblematisch erscheint, verkommt dies zu einem nurmehr folkloristischen Wert. Schließlich wirkt hier die Trennung zwischen polizeilich und militärisch obsolet. 

Zudem existiert ein anachronistischer Kosmos von 16fachem Nebeneinander von Polizeischulen, -ärzten, -gesetzen, -verordnungen, -beschaffungsämtern und dem sonstigen bürokratischen Ballast, den Behörden gern anhäufen. Daher ist das Zusammenwirken der – ebenfalls in den letzten Jahrzehnten reichlich kastrierten – Bundeswehr mit den Polizeien des Bundes und der Länder geradezu erforderlich, um adäquat auf Sicherheitsanforderungen zu reagieren. Dazu zwingt zudem die zunehmende Verpolizeilichung des militärischen Auslandseinsatzes.

Dr. Dirk Reitz, Darmstadt