© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/16 / 07. Oktober 2016

Blick in die Medien
Betreutes Nachrichtenlesen
Tobias Dahlbrügge

Im täglichen Live-Ticker „Der Tag bei n-tv“ des gleichnamigen Nachrichtensenders laden die Redakteure im Stundentakt Meldungen über aktuelle Geschehnisse hoch. Das Besondere: Die Artikel sind als persönliche Ansprache in der ersten Person geschrieben.

Am Montag, dem 26. September, erschien um 17.28 Uhr ein Bericht darüber, daß ein syrischer „Flüchtling“ wegen des bestialischen Mordes an seiner eigenen Schwester in Hanau zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde. Die Frau hatte ein Verhältnis mit einem Mann und war von diesem schwanger. Der 22jährige schlachtete seine acht Jahre ältere Schwester mit 15 Messerstichen ab, wobei auch das ungeborene Baby getötet wurde. Als Motiv gab er vor Gericht die „verletzte Familienehre“ an.

„Aber man bedenke, daß es nicht nur unter Muslimen zu solch schrecklichen Taten kommt.“

So weit, so sachlich wiedergegeben. Doch den Redakteuren Fabian Maysenhölder und Volker Petersen war der eigene Bericht zu brisant. Da könnte der Leser ja auf die Idee kommen, orientalische Männer seien in archaischen Moralkategorien verhaftet, hätten keine Impulsbremse und würden von ihren Affekten gesteuert. Darum versahen die Autoren ihren Eintrag selbst mit einem relativierenden Kommentar: „Wir nennen hier die Herkunft des Mannes, damit es nicht heißt, wir verschwiegen diese absichtlich. Aber man bedenke, daß es nicht nur unter Muslimen zu solch schrecklichen Taten kommt.“ Man bedenke! Allerdings sind Berichte über europäische Männer, die ihre schwangeren Schwestern wegen verletzter Familienehre niedermetzeln, nur sehr spärlich zu finden. Auch bei Juden und Buddhisten scheinen solche Taten nur wenig verbreitet.

Und damit es alle verstehen: „Mir ist es wichtig, daß nun nicht der Schluß gezogen wird, alle Flüchtlinge wären zu so einer Tat fähig.“ Verstreuung von Schlafpulver oder präventive Absicherung in vorauseilendem Gehorsam? Vom „herrschaftsfreien Diskurs“, den die Linke einst auf den Fahnen trug, geschmeidig in die Meinungsdiktatur.