© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/16 / 14. Oktober 2016

Heidegger soll weg
Straßennamen: Freiburg will Umbenennungen vornehmen
Volker Kempf

Freiburg im Breisgau will die Stadt mit den politisch korrektesten Straßennamen werden. Dazu wurde eine Überprüfung sämtlicher Straßennamen der Stadt in Auftrag gegeben. Die Kommission unter Leitung des emeritierten Geschichtsprofessors Bernd Martin sollte Bezüge zur Verfolgung von Minderheiten, Diktatur, Militarismus, Nationalismus, Chauvinismus, Kolonialismus und Antisemitismus herausarbeiten. 

Das Ergebnis wurde am 6. Oktober präsentiert. Unter dem Dutzend Namen der Kategorie A der zu ersetzenden Straßennamen findet sich auch der Martin-Heidegger-Weg. Dabei ist ein unbewohnter Weg für Heidegger besonders passend, um auch über seine Philosophie ins Nachdenken zu kommen. Denn Heidegger philosophierte am liebsten auf Wegen. Die Schrift „Der Feldweg“ legt davon eindrücklich Zeugnis ab. Jedoch wirft die NS-Zeit auch dunkle Schatten auf die Vita Heideggers. Also weg mit ihm. So einfach macht es sich die Bilderstürmer-Kommission. Ebenfalls umbenannt werden soll die Hindenburgstraße. 

Namen der Kategorie B kommen dagegen der Empfehlung nach mit einem blauen Zusatzschild davon, auf dem über pädagogisch bedenkliche Flecken in der Vita des Betreffenden belehrt wird. Richard Wagner und Richard Strauss fallen ebenso darunter wie Fichte und ein Dutzend weitere Gestalten besonderer Größe und Bedeutung.

Die Haushaltslage gilt in Freiburg als besonders angespannt, was die Stadt nicht daran hindert, ihre Straßennamen jahrelang zu untersuchen und teilweise zu ersetzen. Im Vergleich dazu will sich das Umland Breisgau-Hochschwarzwald, wie am 4. Oktober während einer öffentlichen Ausschußsitzung deutlich wurde, nicht einmal Schilder zur Kennzeichnung des Landkreises finanzieren. Bei den Jugendmusikschulen werde das Geld für Kultur dringender gebraucht.