© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/16 / 21. Oktober 2016

Aufgeschnappt
Pikante Hysterie
Matthias Bäkermann

Der Wiesbadener Gastronom Daniel Schwieger war gutwillig und einsichtig: „Als 2013 die Diskussion aufkam, daß der Name Zigeunerschnitzel einen abfälligen Beigeschmack habe, da habe ich das respektiert und deswegen den Namen geändert“, erklärte der Wirt vergangenen Montag dem Wiesbadener Kurier. Seit 2014 steht deshalb in seinem für übergroße Portionen bekannten XXL-Restaurant „Waldgeist“ ein „Sinti-und-Roma-Schnitzel“ auf der Karte.

Das Problem schien gelöst, bis im Sommer Christoph Rath vom Projekt „Demokratie leben in Wiesbaden“ das Lokal aufsuchte, wo ihm das umbenannte Zigeunerschnitzel voll auf den Magen schlug. Empört mobilisierte Rath, ausgestattet mit der fast amtlichen Autorität seines staatsfinanzierten Antidiskrimierungsklubs, mehrere Protestmails gegen den Gastronom. Dessen „Sinti-und-Roma-Schnitzel“ sei so „ziemlich die rassistischste Bezeichnung“, der er seit „Negerkuß“ begegnet sei, grollte er. Schwieger, der jüngst sogar 150 Flüchtlinge umsonst bewirtete, fühlt sich vom Rassismusvorwurf schwer getroffen. Künftig wird nun „Paprikaschnitzel – Zigeuner Art“ auf der „Waldgeist“-Karte stehen, so wie beim Soßenhersteller. Deren „bessere Anwälte“ hätten das sicher geprüft, „dann darf ich das auch so machen“, hofft nun der Kneipier.