© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/16 / 21. Oktober 2016

Deutschland läßt sich aussaugen
Schlimmer als Versailles: Was in der Nachkriegszeit noch Zwang war, geschieht heute freiwillig – wir sind Goldesel und Zahlmeister für andere
Christian Schreiber

Nicht Hitler war der Feind, sondern Deutschland. Nicht der Nationalsozialismus sollte zerschlagen werden, sondern Deutschland. Diese Schlußfolgerung zieht der renommierte Verleger und Autor Bruno Bandulet, der unlängst sein Buch „Beuteland. Die systematische Ausplünderung Deutschlands“ veröffentlicht hat. Der Bad Kissinger Wirtschaftsfachmann ist kein Lautsprecher und niemand, der sich bisher durch Verschwörungstheorien hervorgetan hätte. Dementsprechend hält er sich an Fakten.

„Ich muß zugeben, daß die Arbeit an diesem Buch eine echte Entdeckungsreise war. Ich hätte mir nicht vorstellen können, wieviel die Siegermächte im Laufe der Zeit an Sachwerten, an geistigem Eigentum und an Finanzleistungen aus Deutschland herausgezogen haben“, erklärt der Autor und benennt Tatsachen. Die Rechnung summiere sich ab 1945 bis in die erste Hälfte der fünfziger Jahre nach heutiger Kaufkraft auf etwa 1.000 Milliarden Euro. Nach Kriegsende hatten regelrechte Plünderungen stattgefunden. Die deutschen Auslandsvermögen waren beschlagnahmt worden. Zudem gab es Zwangsexporte. Deutschland mußte für die Besatzungskosten aufkommen. Daß der Marshallplan Ursache des Wirtschaftswunders gewesen sei, wird bis heute behauptet. Bandulet verweist dies ins Reich der Fabel. Es sei nach Kriegsende nicht im Sinne der Besatzer gewesen, aus Deutschland ein wirtschaftlich florierendes Land zu machen.

Der Durchschnittsbürger   ist nicht reich 

Erst durch die Entzweiung der Alliierten hätten die westlichen Besatzungsmächte die Bundesrepublik als geopolitisch wichtiges Ziel erkannt. Dennoch habe man Deutschland bewußt „klein gehalten“. Die seit 1945 gezahlten Reparationen in Kombination mit den Kosten der europäischen Transferunion übertreffen bei weitem die Zahlungen des Deutschen Reiches nach dem Versailler Vertrag. Die Nettozahlungen, die Deutschland seit der Wiedervereinigung kaufkraftbereinigt an die EU geleistet hat, übersteigen mittlerweile 250 Milliarden Euro. Die Rechnung für die Aufnahme von Afrikanern und Arabern ist nach oben hin offen: Bisher fehle es an seriösen Kalkulationen, was die Flüchtlingskrise kosten werde.

Nirgendwo wurden die Summen aufgelistet und bilanziert, die die Demontagen und Sachlieferungen verursacht haben, für die vor allem Sowjets und Franzosen nach dem Zweiten Weltkrieg verantwortlich gewesen waren. Bis heute existieren nur Schätzungen und grobe Berechnungen. Der größte Teil der Reparationen entfiel auf die Besatzungskosten, welche beispielsweise 1946 allein in den Westzonen 42 Prozent des gesamten Steueraufkommens ausmachten. Im Vergleich mit dem heutigen Steueraufkommen wären dies rund 270 Milliarden Euro. In den ersten beiden Nachkriegsjahren sind rund 60 Prozent der deutschen Staatseinnahmen an die Besatzer abgetreten worden. Neben dem Staatsvermögen wurde auch Privatvermögen im In- und Ausland konfisziert. Es floß nicht nur Geld, auch Waren wurden transferiert. Reparationen, die einem unterlegenen Staat auferlegt werden, stehen im Einklang mit dem Völkerrecht. Die Enteignung privater Sachvermögen und Guthaben ist dagegen schlicht und ergreifend Diebstahl, macht Bandulet bewußt.

Im Laufe der Jahrzehnte habe sich das System der Transferleistungen verändert. Der Zwang der unmittelbaren Nachkriegszeit sei einem Prinzip der Freiwilligkeit gefolgt. Die D-Mark aufzugeben  und die deutsche Bundesbank zu entmachten bezeichnet Bandulet als „größten Fehler der deutschen Nachkriegsgeschichte“. Deutschland gilt heute als reiches Land mit hoher Beschäftigung und großer Wirtschaftskraft, als „wirtschaftlicher Motor Europas“. Bandulet weist in seinem Buch allerdings darauf hin, daß die Bundesrepublik gemessen am Vermögen ihrer Bürger gerade einmal im europäischen Mittelfeld rangiert. Der deutsche Durchschnittsbürger ist nicht reich. Er hält sich im europäischen Mittelfeld und müßte doch eigentlich einen Spitzenplatz einnehmen – gemessen an der Stärke der deutschen Wirtschaft und an ihren Exporterfolgen.

Unfreiwillige Aktualität hat die Diskussion um die Ausplünderung Deutschlands durch die Flüchtlingskrise bekommen. Die Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbegehrenden könnte die Staatskassen bei einem Scheitern der Integration in den Arbeitsmarkt langfristig mit hohen dreistelligen Milliardenbeträgen belasten. Auf jeden Fall zu zahlen sind die Kosten für Unterbringung und Verpflegung. Selbst wenn die Integration besser gelänge als erwartet, kann der Staat nur mit zusätzlichen Mehreinnahmen in Höhe von 20 Milliarden Euro pro Jahr rechnen. Selbst im optimalem Fall würde es folglich mindestens 20 Jahre dauern, bis zumindest der große Teil der entstandenen Kosten gedeckt wäre. Zur Versorgung der tatsächlichen oder vermeintlichen Flüchtlinge wird der Bund ohnehin bis 2020 insgesamt rund 93,6 Milliarden Euro bereitstellen.

„Flüchtlingsinvasion wird 450 Milliarden kosten“

Für Aufsehen sorgte kürzlich in diesem Zusammenhang Bundesjustizminister Heiko Maas, der erklärte, daß die Milliarden für die Integration „in diesem Land erwirtschaftet und niemandem weggenommen wurden“. Eine Entlastung der Bürger durch diese erwirtschafteten Mittel oder die Investition in dringend notwendige Projekte erfolgt aber nicht. Bandulet geht davon aus, daß die Kosten der ungehemmten Zuwanderung noch viel höher werden: „Nach seriösen Berechnungen wird allein die Flüchtlingsinvasion des Jahres 2015 den deutschen Steuerzahler per Saldo und auf Dauer 450 Milliarden Euro kosten.“

Ein weiteres Beispiel für dieses System ist der Prozeß der europäischen Integration. Deutschland ist der größte Nettozahler. Unser Land engagierte sich darüber hinaus überdurchschnittlich stark bei der Eurorettung in Portugal, Irland oder Griechenland. Zwar sind es bisher Bürgschaften und andere Sicherungsmaßnahmen, die eingesetzt wurden, aber ein Scheitern der europäischen Währung könnte die deutschen Steuerzahler mit rund hundert Milliarden Euro belasten. Für Bruno Bandulet ist dies ein weiterer Meilenstein in der Ausplünderung Deutschlands. Er geht davon aus, daß die EU die Bundesrepublik noch einmal zur Kasse bitten werde. Die Reparationszahlungen seien faktisch abgeschlossen. Die schwerste Hypothek sei nun die gemeinsame Währung: „Unendlich einfacher war, den Schaden anzurichten, als ihn jetzt zu beheben“, so Bandulet in dunkler Vorahnung.

Der Grund für unvernünftiges Handeln liege auch im Selbstverständnis, das in Deutschland herrsche. Obwohl die Bundesrepublik 1990 mit der Wiedervereinigung völkerrechtlich souverän wurde, sind Überreste des Besatzungsrechtes nach wie vor in Kraft. Die berüchtigten UN-Feindstaatenklauseln wurden nicht gestrichen. Somit bleibt der Spielraum der deutschen Außenpolitik begrenzt. Die Regierung um den ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer und den Wirtschaftsminister Ludwig Erhard kämpfte noch um Souveränitätsgewinne. Auch aus den Reihen der SPD waren damals noch patriotische Töne zu hören. Im Laufe der Jahrzehnte verstummten diese Stimmen gänzlich. Bandulet zitiert in seinem Buch zustimmend den britischen Historiker Niall Ferguson, der die von Deutschland finanzierte Umverteilung in der EU ein „einvernehmliches System von Kriegsreparationen“ nannte.

Immer wieder belegt Bandulet Einflußnahmen der US-Regierung auf die aktuellen Geschehnisse in Europa. Beim Ausbruch der Griechenlandkrise im Jahr 2010 habe Bundeskanzlerin Merkel zunächst noch vorgehabt, sich an die Kriterien des Maastrichter Vertrags zu halten, der eine gemeinschaftliche Schuldenhaftung ablehne: „Dann klingelte das Telefon aus Washington, Merkel wurde von Präsident Obama bearbeitet – und fiel um. Seitdem läuft die vertragswidrige Euro-Rettungsmaschinerie.“

Die Ausplünderung der Bundesrepublik geht weiter. Weil das Land, wie es Buchautor Bandulet belegt, zwar formaljuristisch „frei“ sei, aber geistig-moralisch immer noch gefangen ist. „Die tonangebenden europäischen Eliten betreiben planmäßig eine Politik, die darauf hinausläuft, im Zeichen des Multikulturalismus die Homogenität der Nationalstaaten zu unterminieren.“ Die Abschaffung Deutschlands – das Hauptziel dieser Politik. Und alles mit deutschem Geld.

Bruno Bandulet: Beuteland. Die systematische Plünderung Deutschlands seit 1945. Kopp-Verlag, Rottenburg 2016, gebunden, 333 Seiten, 19,95 Euro