© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/16 / 21. Oktober 2016

Frisch gepresst

Generationenvertrag. Das Rentensystem ist gescheitert! Egal ob eine Arbeiterin ihr Leben lang in Lohn und Brot stand oder eine Mutter vier Kinder zur Welt brachte: Sieben Millionen Frauen werden in den nächsten Jahren mit einer Rente unter Mindestsicherungsniveau abgespeist werden, wie Kristina Vaillant in ihrem neuen Buch „Die verratenen Mütter“ anklagt. Die verlangten Beitragsjahre würden viele Steuerzahlerinnen nur schwer oder in Teilzeitarbeit erreichen. Der Auszahlungsbetrag zwischen Männern und Frauen unterscheide sich derzeit um knappe fünfzig Prozent, was für eines der reichsten Länder der Welt ein „sozialpolitischer Skandal“ sei. Eine finanziell düstere Zukunft prophezeit die 50jährige Publizistin ihren „Babyboomer“-Altersgenossen aus den sechziger Jahren. Sie hätten zu wenige Kinder für das auf Umlagen basierende System bekommen. Vaillant mahnt die soziale Sicherheit im Alter als Bürgerrecht an und mißt die Solidarität einer Gesellschaft an ihrer Rentengerechtigkeit. Und sie fordert einen Neustart für das versagende System, das Rente allein an das Erwerbsleben koppelt. Eine Abrechnung mit dem einstigen CDU-Slogan „Die Rente ist sicher“ von Norbert Blüm. (vi)

Kristina Vaillant: Die verratenen Mütter,. Verlag Droemer-Knaur, München 2016, broschiert, 160 Seiten, 12,99 Euro





Innenansichten. Im ersten Halbjahr dieses Jahres registrierte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 77.000 Asylgesuche von Syrern. Bereits in den Jahren davor zog es Hunderttausende Menschen aus dem zerrütteten Land nach Deutschland. Dringend nötig also, sich mit dieser Personengruppe auseinanderzusetzen. Eine Autorin, die dazu befähigt ist, ist Kristin Helberg. Die freie Journalistin berichtete von 2001 bis 2008 von Syrien aus über die arabische Welt, zeitweise als einzige westliche, offiziell akkreditierte Korrespondentin. Nach ihrem Debütwerk „Brennpunkt Syrien. Einblick in ein verschlossenes Land“ legt sie nun ihr zweites Buch vor. Die 44 Jahre alte Berlinerin, die mit einem Syrer verheiratet ist, will Sorgen und Ängsten „auf den Grund gehen“. Die gäbe es auf beiden Seiten. Schließlich verändere sich Deutschland „durch die vielen hunderttausend Geflüchteten“ schon jetzt. Deshalb „müssen wir für den sozialen Frieden jetzt etwas tun“, mit Betonung auf dem „Wir“. (ls)

Kristin Helberg: Verzerrte Sichtweisen. Syrer bei uns. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2016, gebunden, 269 Seiten, 24,99 Euro