© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/16 / 21. Oktober 2016

Frisch gepresst

Koran. Autoren müßten eigentlich geschmeichelt sein, wenn Thesen ihrer Bücher rasch und offenkundig vom realen Leben erhärtet werden. Für den Publizisten Hamed Abdel-Samad gilt das eher nicht, denn seine Warnungen vor der gewalttätigen islamistischen Gefahr sorgen heute für ein Leben unter Polizeischutz wegen einer gegen ihn ausgesprochenen Fatwa. Zudem kann kaum eine Buchlesung mehr frei von Störungen und Bedrohungen über die Bühne gehen. Seine nun vorliegende Deutung der heiligen Schrift des Islam dürfte weder die geifernden Kritiker der bei uns rührigen Islam-Lobbyisten und schon gar nicht die religiös-fanatischen Mordbrenner besänftigen. Abdel-Samad, als Sohn eines ägyptischen Imams von Kindheit an intim mit dem Koran vertraut, weist auf mögliche Interpretationen hin, derer sich die Gläubigen im Guten wie eben auch im Schlechten bedienen können. Danach ist selbst die vom IS-Kommandeur verübte Vergewaltigung einer Gefangenen ein gottgefälliges Werk, weil Allah eben dies auch seinem treuen Diener Mohammed gestattete. Abdel-Samads Verweis darauf, daß eine notwendige Exegese des Koran diese barbarische Auslegung verhindern könnte, was eine „Emanzipation von der Göttlichkeit des Textes“ erforderlich mache, dürfte bei den üblichen Verdächtigen für Schnappatmung sorgen. (bä)

Hamed Abdel-Samad: Der Koran. Botschaft der Liebe. Botschaft des Hasses. Droemer Verlag, München 2016, gebunden, 236 Seiten, 19,99 Euro





Islam in Deutschland. Mathias Rohe, Rechts- und Islamwissenschaftler, hat ein klar gegliedertes kleines Nachschlagewerk über den Islam in Deutschland von seinen Anfängen bis heute geschrieben. 86 Seiten Anmerkungen samt Literaturverzeichnis stellen seine Abhandlung auf ein solides Fundament. Das Buch umfaßt sechs Teile. Der erste und zweite Teil sind historisch-theologisch knappe Abrisse, die restlichen behandeln Organisationen, das Zusammenleben, erklären es an praktischen Beispielen wie Bauordnung, Schächten oder Bekleidung und ordnen es rechtlich ein. Rohe ist überzeugt, daß mittlerweile der Islam „zu Deutschland gehört“. Und dieser Tenor durchzieht sein Buch. Kritiker dieser These werden von ihm allzu schroff abgebürstet. Und das führt dazu, daß dieses Buch, entgegen der Behauptung des Verlages, eben kaum als Beitrag zur Versachlichung der Debatte taugt. (mec)

Mathias Rohe: Der Islam in Deutschland. Verlag C.H. Beck, München 2016, broschiert, 416 Seiten, 16,95 Euro