Spanien 1980. Wenige Jahre nachdem das autoritäre Franco-Regime abgedankt hat – das Land wird von einer Wirtschaftskrise gebeutelt, die spanische Gesellschaft ist gespaltener denn je –, werden die Polizeibeamten Pedro Suárez (Raúl Arévalo) und Juan Robles (Javier Guitérrez) von Madrid in das Sumpfland im Süden Andalusiens beordert, um eine Mordserie an jungen Mädchen aufzuklären. Der jüngere Pedro begeistert sich für die neue Zeit, während sein älterer Kollege Juan, der bereits während der Franco-Ära im Polizeidienst und an Folterungen politischer Gefangener beteiligt war, zum Zyniker geworden ist. Die beiden mögen sich nicht, und doch ähneln sie sich viel mehr, als sie glauben. Als Juan eine Zeugin beim Lügen ertappt und sie mißhandelt, schaut Pedro weg, während ihm Juan in den Arm fällt, als Pedro die gleiche Frau bei einer späteren Vernehmung hart anfaßt.

Das elende Kaff, aus dem die Mädchen verschwunden sind, liegt inmitten einer abgelegenen Marschlandschaft. Der bedrohliche Sumpf ist nur ein Synonym für die Korruption, die verlassenen Häuser, die Verschwiegenheit der verunsicherten Bewohner mit ihren eigenen Gesetzen, hinter denen die nackte Brutalität lauert, die verzweifelten jungen Frauen, die hier nur wegwollen, um in der Stadt ihr Glück zu suchen, den zwielichtigen Großgrundbesitzer und seine Angst, daß die Arbeiter ausgerechnet während der Reisernte streiken. Juan und Pedro wagen sich immer tiefer in diesen Sumpf vor, vergessen schließlich ihre persönliche Abneigung und kommen einem Mörder auf die Spur …

Alberto Rodriguez inszenierte „Mörderland – La isla mínima“ 2014. Herausgekommen ist ein kleines Meisterwerk, das mehr als 30 Film- und Festivalpreise einheimste und 2015 mit dem Goya, dem spanischen Oscar geehrt wurde. Der Film ist – vor allem dank seiner exzellenten Hauptdarsteller und seiner Ästhetik – ein schnörkelloser, beklemmend-fesselnder Thriller, der – und auch das ist eine Kunst – in seiner Charakterzeichnung des ehemaligen franquistischen Polizisten Juan, der große Schuld auf sich geladen hat, nicht den Vergangenheitshammer schwingt, sondern dessen Einsamkeit und Verbitterung in den Mittelpunkt stellt. 

DVD/Blu-ray: Mörderland – La isla mínima. Koch Media 2016, Laufzeit etwa 101 Minuten