© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/16 / 04. November 2016

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Reizvoller Kontrast: Cecilia Bartoli (50) am Sonntag in der Berliner Philharmonie, nur einen Tag später, Montag dieser Woche, Bonnie Tyler (65) im Tempodrom. Die italienische Opernsängerin gastiert auf einem Benefizkonzert zugunsten der Sanierung der Staatsoper Unter den Linden, die walisische Pop- und Rocksängerin ist auf einer „Greatest-Hits-Tour“ unterwegs. Cecilia Bartoli singt jeweils ausdrucksstark Joseph Haydns Kantate „Ariadne auf Naxos“ für Mezzosopran und Klavier (am Flügel: Daniel Barenboim) sowie Mozart-Arien, darunter zwei aus der Oper „La clemenza di Tito“. Bonnie Tyler gibt ein Potpourri ihrer bekanntesten Titel zum besten; nicht fehlen dürfen dabei „Lost in France“, „It’s a Heart-

ache“, „Total Eclipse of the Heart“ und als Rausschmeißer „Holding Out for a Hero“. Bartoli und Tyler, zwei Parallelsphären? Gewiß! Gemeinsam ist ihnen nur, daß sie mit ihren markant-unverwechselbaren Stimmen in ihrem je eigenen Universum als Sonne erstrahlen.


Zwei Kassen, nur eine ist besetzt. An der anderen steht ein Schild: Diese Kasse ist zur Zeit geschlossen. Bitte haben Sie Verständnis. Schnitt. Auf dem Bahnsteig. Eine Durchsage informiert: Der Zugverkehr ist unregelmäßig. Wir bitten um Ihr Verständnis. Schnitt. Im Einkaufszentrum. Am Fahrstuhl hängt ein Zettel: Vorübergehend außer Betrieb. Danke für Ihr Verständnis. – Was von den Urhebern dieser Hinweise gut gemeint sein mag, ist entschieden zuviel des Guten. Überall im öffentlichen Raum sollen wir ständig für alles mögliche Verständnis aufbringen. Das nervt gewaltig.


Ein knapper Telefondialog, geschildert auf zwei Buchseiten: Mehr braucht Sebastian Fitzek in seinem neuen Thriller „Das Paket“ (Droemer Knaur Verlag) nicht, um Leser zu fesseln. Der 45jährige Berliner wird von der Verlagswerbung und in Zeitungsberichten gern als „Deutschlands erfolgreichster Autor von Psychothrillern“ apostrophiert, und wer seine Buchpräsentation am Mittwoch voriger Woche im Tempodrom erlebte, ist geneigt, diesem Superlativ vorbehaltlos zu glauben. Wo andere Trivialautoren ihre Bücher vor einigen Dutzend bis bestenfalls ein paar Hundert Zuhörern vorstellen, lockte Fitzek um die 3.000 Leser zu seiner Multimediashow inklusive Videoleinwand und Livemusik der Band „Buffer Underrun“. Es war zugleich der Auftakt zu seiner Jubiläumstour „10 Jahre Fitzek“ – 2006 erschien sein Thriller-Debüt „Die Therapie“, mittlerweile erreichen seine Bücher Millionenauflagen. Die weiteren Tourdaten gibt es hier: www.sebastianfitzek.de