© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/16 / 11. November 2016

Blick in die Medien
Gelenkte Presse
Tobias Dahlbrügge

Die gesellschaftliche Debatte über muslimisches Leben in Deutschland sei geprägt von Vorurteilen, Ängsten und großen Sorgen. „Übergriffe auf Moscheen, auf muslimische Mitbürgerinnen und Mitbürger und auch auf Flüchtlinge sprechen ein deutliches Bild über die Wahrnehmung der Muslime.“ Mit dieser nicht nur sprachlich schiefen, sondern auch inhaltlich vollkommen verdrehten Einleitung kündigt das Bundesministerium des Innern (BMI) einen „Workshop“ für Chefredakteure und Herausgeber regionaler und überregionaler Medien an. 

Anfang kommenden Jahres will Bundesinnenminister de Maizière die Journalisten zum Weiterbildungskurs einladen, um sie für „muslimische Werte und Perspektiven“ zu sensibilisieren. Teilnehmen werden auch die in der Deutschen Islam-Konferenz vertretenen Islamverbände. 

Der Deutsche Journalisten-Verband verbittet sich „staatliche Nach-hilfekurse“.

Das bedeutet im Klartext: Die Moslems diktieren den deutschen Journalisten, wie diese über den Islam und seine Gläubigen bitte schön zu schreiben haben. Denn daß an den „Vorurteilen“ keinesfalls das Verhalten der Betreffenden schuld ist, sondern ausschließlich eine schlechte Presse, steht für Verbände und Innenminister fest.

Ziel ist, die „mediale Reflexion“ der Moslems aufzuhübschen und ihre „gesellschaftliche Teilhabe“ zu vergrößern. Wie kann es eigentlich noch Leute geben, die ernsthaft von einer „angeblichen“ Islamisierung sprechen?!

Es regt sich allerdings Widerstand: Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Frank Überall, konterte: „Wir brauchen keinen staatlichen Nachhilfeunterricht!“ Die Leitlinie für die Berichterstattung gebe der Kodex des Deutschen Presserates vor – „und nicht der Innenminister“. 

Überall empfiehlt den Chefredakteuren, die Einladung zu ignorieren und sich nicht an den „Workshops“ – sprich der Ausgabe der gewünschten Sprachregelung – zu beteiligen.