© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/16 / 11. November 2016

Massenpsychologie und die These vom Klimawandel durch Kohlendioxid
Mythos der Herde
Burkhard Voß

Die große Triebkraft der Völkerentwicklung war niemals die Wahrheit, sondern der Irrtum … Wer [die Massen] zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.“ Dies schrieb der zunächst als Arzt tätige Gustave Le Bon (1841–1931), der als Begründer der Massenpsychologie gilt. Die Masse, mag sie noch so zivilisiert sein, reduziert die intellektuellen Fähigkeiten des einzelnen Individuums und führt dazu, daß dieses sich im Kollektiv verliert und seine kritische Einzelposition aufgibt. Es gibt sich affektiv der Masse hin und geht in ihrem Teig des Zeitgeistes auf. Dies funktioniert im Medienzeitalter noch einmal so gut. Insbesondere meinungsführende Politiker, Nachrichtenmoderatoren und natürlich Talkshows und deren Gäste suggerieren Glaubenssätze, die nicht nur dank der Autorität, sondern auch der charismatischen Ausstrahlung der entsprechenden Personen häufig unkritisch übernommen werden. Rationale Einsicht ist hierbei meist sekundär oder oft mangels logischer Argumentation auch gar nicht möglich.

Zunächst einmal ist es die penetrante Wiederholung auf allen Kanälen, die dazu führt, daß diese Glaubenssätze so wirkmächtig sind. So richtig tief in das kollektive Bewußtsein dringen sie aber durch den innigen Wunsch des Menschen ein, zur Mehrheit gehören und nicht ausgestoßen werden zu wollen. Einmal fest im kollektiven Gedächtnis verankert, werden diese Glaubenssätze brav befolgt, nicht hinterfragt und ihrerseits gegenüber Dritten eingefordert und dadurch perpetuiert. Natürlich dürfen die, die sie lautstark medial vertreten haben, so schnell nichts Gegenteiliges behaupten. Doch ansonsten können sie auch die absurdesten Thesen „verkaufen“, Hauptsache, die Emotionen stimmen. Im Zuge der sogenannten „Flüchtlingskrise“ erleben wir dieses Phänomen aktuell wieder scharf konturiert.

Die Summe derartiger Glaubenssätze bildet den Zeitgeist der Masse. Masse leitet sich aus dem griechischen Wort „Maza“ ab, der Brotteig, den man kneten muß. So, wie er schon immer geknetet wurde. Die nachfolgenden Totalitarismen haben dies mehr als bestätigt, ob aus dem linken oder dem rechten Weltanschauungslager.

Die CO?-Hypothese ein Irrtum? Nichts Außergewöhnliches. Die Ablösung des geozentrischen Weltbildes durch Galileo Galilei ist wohl die berühmteste Desillusionierung. Das, was am offensichtlichsten erscheint, verdient es am meisten, untersucht zu werden.

Was das Ganze mit dem Klima zu tun hat oder dem, was man Klimahysterie nennen kann? Mehr als es zunächst den Anschein hat. Meteorologie und Ökostalinismus haben ein Ideologem kreiert, welches als alternativlos gilt und nicht mehr hinterfragt werden darf – die sogenannte CO?-Hypothese. Sie besagt schlicht und ergreifend, daß das anthropogene Kohlendioxid mit der chemischen Molekülformel CO? klimaschädlich sei und den Motor des Klimawandels darstelle. Dabei soll es als eine Art Spiegel wirken, der die von der Erde ausgehende Wärmeenergie gewissermaßen zurückstrahle.

Gasmoleküle haben aber niemals die Qualität eines Spiegels. Sie geben Energie durch Stoß weiter. Das Gasgemisch der Luft besteht zu knapp 21 Prozent aus Sauerstoff, zu 78 Prozent aus Stickstoff und zu knapp einem Prozent aus Argon. Kohlendioxid liegt nur in einer Konzentration von 0,038 Prozent vor. Anders ausgedrückt: Insgesamt 38 von 100.000 Molekülen des Gasgemischs der Luft bestehen aus CO?. Von diesen 38 Molekülen wiederum sind 97 Prozent natürlichen Ursprungs – sie entstammen Vulkanausbrüchen, Waldbränden, Verrottungsprozessen usw. –, beziehungsweise die drei übrigen Prozent anthropogenen Kohlendioxids entsprechen ungefähr einem Molekül von 300.000. Und das soll die Hauptursache des Klimawandels sein? 

Hier sind Zweifel berechtigt. Doch diese werden systematisch unterdrückt. So wurden über 100 Wissenschaftler aus allen Erdteilen, die sich im Dezember 2007 gegen die CO?-Hypothese in einem offenen Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen wandten, ohne Gegenargumente ignoriert oder diskreditiert. Die CO?-Hypothese ein Irrtum? Wissenschaftshistorisch wäre das nichts Außergewöhnliches. Die Ablösung des geozentrischen Weltbildes durch Galileo Galilei ist wohl die berühmteste Desillusionierung. Nicht nur Galilei hat bewiesen, daß das, was am offensichtlichsten erscheint, am meisten verdient, untersucht zu werden.

Um Beispiele aus der Medizin zu nehmen: So glauben immer noch viele, daß Rauchen das Gesundheitssystem verteuere. Dabei ist das genaue Gegenteil der Fall. Raucher erleiden zwar mehr Herz- und Hirninfarkte, Krebserkrankungen und Bronchitiden, sterben aber so viel früher, daß sie in der Bilanz die Krankenkassen weniger kosten als Nichtraucher. Magengeschwüre gehören schon lange nicht mehr zu den psychosomatischen Krankheiten, sondern werden durch das Bakterium Helicobacter pylori verursacht. Die Naturwissenschaft des 17. Jahrhunderts wurde von der Phlogiston-Theorie beherrscht, nach der Feuer eine eigene Substanz sei, welche Flammen verursache. Daß Phlogiston eine gedankliche Konstruktion ist, nicht isolier- und nachweisbar und statt dessen Oxidationsprozesse ursächlich für Feuer und Flammen sind, blieb dem 18. Jahrhundert vorbehalten. Als das Massenverkehrsmittel der Eisenbahn das 19. Jahrhundert eroberte, warnten Ärzte vor einem Platzen der Trommelfelle ab circa 30 Stundenkilometern. Heute sausen wir mit über 200 Stundenkilometern durch die Landschaft, und unseren Trommelfellen behagt es gut.

Und die CO?-Hypothese soll nun richtig sein? Bei einem bedeutungsschwangeren Molekül auf 300.000 hat sie sehr gute Chancen, einen der ersten Plätze auf dem Müllhaufen der Wissenschaftsgeschichte zu belegen. Jenseits der numerischen Logik gibt es weitere ernsthafte Forschungsergebnisse, die sie immer unwahrscheinlicher machen. So hat die geophysikalische Wissenschaft herausgefunden, daß in den vergangenen 400.000 Jahren in den entsprechenden Warmphasen zuerst die Temperatur anstieg und erst danach der Gehalt an Kohlendioxid in der Luft. Durch die Erwärmung des Meerwassers ging das gelöste Kohlendioxid wieder in die Erdatmosphäre. CO? war nicht die Ursache, sondern Folge der Erderwärmung, und diese wiederum war mit hoher Wahrscheinlichkeit durch eine veränderte Sonneneinstrahlung bedingt.

Die Täuschung funktioniert gemäß dem bewährten Propagandatrick „Je breiter die Masse, um so einfacher muß die Botschaft sein“. Diese wird immer und immer wieder wiederholt, zigfach. Irgendwann wird der kritischste Geist müde und glaubt es.

Auf der UN-Klimakonferenz, die in diesen Tagen in Marokko stattfindet, wird all das nicht diskutiert werden. Das Establishment hält verbissen an der CO?-Hypothese fest: Zuviel Politprominenz hat ihr eine mediale Zementierung verschafft, zuviel Milliardensummen sind in die entsprechenden Industrien weltweit geflossen – in Solarenergie, in Windkraft. Die Masse hat’s geschluckt.

Womit wir wieder bei Gustave Le Bon wären. Oder bei seinen Schülern, den Diktatoren totalitärer Systeme. Denn an die CO?-Hypothese wird mit der gleichen Inbrunst geglaubt, wie im Kommunismus an den „neuen sozialistischen Menschen“ geglaubt wurde, der sich in Zukunft „zum Niveau eines Aristoteles, Goethe und Marx emporschwingen“ könne, wie Leo Trotzki phantasierte („Die Kunst der Revolution und die sozialistische Kunst“). Natürlich hat die Geschichte das Gegenteil bewiesen. Aber wie haben sich wesentliche Teile der Bevölkerung trotzdem täuschen lassen? Indem man gemäß dem bewährten Propagandatrick „Je breiter die Masse, um so einfacher muß die Botschaft sein“ diese immer und immer wieder wiederholt, zigfach, millionenfach, über Jahre und Jahrzehnte. Und irgendwann wird der kritischste Geist müde und glaubt es.

Wie bei der CO?-Hypo-these. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch der Kommentar von Enoch zu Guttenberg, Vater des ehemaligen Verteidigungsministers. Einst kämpfte er gegen die Kernkraft, jetzt gegen Windräder. Aber vielmehr gegen das System, das dahintersteht. „Bei der Windkraft werden Milliarden verschoben. Alle wollen kassieren. Kommunen durch Steuern, Bürgermeister und Lokalpolitiker als Geschäftsführer für Windparks, Umweltverbände durch Gutachteraufträge“, sagte er der Juni-Ausgabe 2016 des Magazins Cicero. Für den früheren Windkraftfreund ist „der Filz nicht mehr schwarz, sondern grün“. Und dieser Filz klebt natürlich an der CO?-Hypothese. Sie ist ein identitätsstiftender Mythos grüner Weltverbesserer – oder besser Systemveränderer. Mit Naturwissenschaft hat sie nichts zu tun.






Dr. Burkhard Voß, Jahrgang 1963, ist seit 2005 niedergelassener Arzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie in Krefeld. Nach Medizinstudium und Facharztausbildung in Münster leitete er von 2001 bis 2004 den sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt Krefeld.

Burkhard Voß: Deutschland auf dem Weg in die Anstalt. Wie wir uns kaputtpsychologisieren. Mit einem Vorwort von Wolfgang Clement. Solibro Verlag, Münster 2015, broschiert, 160 Seiten, 14,80 Euro 

Foto: Umzukehren verlangt Mut und Kenntnis: Die Hypothese vom menschengemachten Klimawandel kann tief in das kollektive Bewußtsein dringen durch den innigen Wunsch des Menschen, zur Mehrheit zu gehören und nicht ausgestoßen zu werden