© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/16 / 11. November 2016

Schicksal syrischer Christen im Ersten Weltkrieg
Ein vergessener Völkermord
(jr)

Was die Durchleuchtung der historischen Beziehungen Europas zum Orient angeht, haben französische Wissenschaftler die Nase vorn. Die von bekennenden Europäern wimmelnde deutsche Medienöffentlichkeit zeigt sich an diesem Expertenwissen indes eher uninteressiert. Daher findet der größte Teil der islamwissenschaftlichen Produktion genausowenig deutsche Übersetzer und Verlage wie die im Nachbarland als Bestseller verkauften Klassiker der Islam- und Einwanderungskritik von Alain Finkielkraut („L’identité malheureuse“, 2013) und Eric Zemmours („Le Suicide français“, 2014). So wundert es nicht, wenn auch die Monographie des 1939 in Algerien geborenen Historikers Jean Monneret über den Völkermord an den syrischen Christen („Le Martyre oublié des chrétiens chaldéens“, 2012) es nicht einmal in die meisten Regale deutscher Staats- und Unibibliotheken geschafft hat. Der Historiker erinnert darin an das Schicksal der ethnisch heterogenen, im Norden des Irak lebenden christlichen Volksgruppe, die im Schatten des türkischen Genozids an den Armeniern zwischen 1915 und 1918 dezimiert wurde. Eine knappe Zusammenfassung der Arbeit Monnerets wird in der Nouvelle Revue d’Histoire (8/16) geboten, die sich den religiösen Minderheiten unter der, so lautet das Fazit der Beiträge, extrem intoleranten Herrschaft des Islam widmet.  


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