© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/16 / 11. November 2016

Frisch gepresst

Germanen. In den 1920ern, von Schweden und Deutschland ausgehend, gelang es, in der Aufklärung vorzeitlicher Siedlungsgeschichte des Ostseeraums beeindruckende Fortschritte zu erzielen. Zu danken war das innovativen Methoden der Pollenanalyse, der Geobotanik, Pflanzengeographie und Bodenkunde in Verbindung mit der jährlich allein in Ostpreußen Hunderte von Funden meldenden „Wissenschaft des Spatens“, der an Universitäten erst lose verankerten Ur- und Frühgeschichte. Der zur Zeit dieser ersten Hochblüte prähistorischer Forschung, 1922, in Zwickau geborene Helmut Schröcke, Wandervogel, Weltkriegsteilnehmer von 1939 bis 1945, bis 1987 Münchner Professor für Mineralogie, als Mitinitiator des Heidelberger Manifests von 1981 profiliert als früher Streiter gegen Bevölkerungsaustausch und Islamisierung, hat sich als Emeritus seit langem der auch heute noch im Fluß befindlichen, inzwischen unübersichtlich verästelten germanischen Vorgeschichte der Deutschen zugewandt. Jetzt liegt, in stark erweiterter zweiter Auflage, sein imposantes Kompendium zur Bevölkerungsentwicklung im mittel- und osteuropäischen Raum vor, das durch souveräne Beherrschung der Forschungsliteratur besticht, das paradoxerweise aber leider gerade wegen seines wissenschaftlich dick gepanzerten Umfangs wenig geeignet sein dürfte, die bisher ohne historischen Tiefgang ausgetragene Debatte über deutsche Identität zu befruchten. (dg)

Helmut Schröcke: Die Vorgeschichte des deutschen Volkes. Indogermanen, Germanen, Slawen. Hohenrain-Verlag, Tübingen 2016, gebunden, 931 Seiten, Abbildungen, 39,90 Euro





Liederkunde. „Wer in jetzig Zeiten leben will, muß haben ein tapfer’s Herze“ heißt es in einem bekannten deutschen Volkslied aus dem 17. Jahrhundert. Vor allem in Jugendgruppen, geselligen Runden und auf Fahrt wurde das Lied angestimmt. Daß es aber auf einem Flugzettel im gesamten deutschen Sprachraum am Ende der Weimarer Republik verbreitet wurde, ist nahezu unbekannt. Mit Details wie diesem beleuchtet Manfred Müller mehr als ein Dutzend alte deutsche Lieder neu und gibt interessante historische Einblicke in die Entstehung der Texte. „Und sind der Feind auch noch so viel, verzage nicht im Schmerze“, erinnert der Autor in der 211. Eckartschrift die Sänger an die damals wie heute geltende Botschaft. (vi)

Manfred Müller: Deutsche Lieder – neu betrachtet. Österreichische Landsmannschaft, Wien 2016, broschiert, 144 Seiten, Abbildungen, 9,80 Euro