© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/16 / 11. November 2016

Leserbriefe

Zu: „Wider den Zeitgeist“ von David Berger, JF 44/16

Fatale Parallelen ins Heute

Bergers Ausführungen haben mich begeistert. Endlich ein Kontrapunkt zu der allgemeinen (geschichtsvergessenen) „Lobhudelei“. Der kluge Artikel von David Berger, der so erfrischend dem Mainstreamgeschwätz über Luther widerspricht, kann mit einer atemberaubenden Parallele, die nach- und bedenkenswert ist, ergänzt werden. Wie destruktiv erlebten wohl die treu katholisch bleiben wollenden Menschen den Lutherschen Aufbruch? 

Als Unterdrückung ihres Glaubens, als Furor und Terror, wenn Altäre geschändet und Bilder zerstört wurden. Wenn die Heilige Liturgie verboten, die Klöster gestürmt und eine nie gekannte Unruhe in das Leben getragen wurde, bis hin zu den blutigen Bauernkriegen. Die waren von Luther nicht gewollt, nichtsdestotrotz von seiner neuen Lehre her verursacht worden. 

Die Strukturen seiner „sola-Lehre“ erinnern nun in fataler Weise an den heutigen Terror von IS, Boko Haram und all den anderen fundamentalistischen Gruppen, die ebenso jede Heiligenverehrung hassen und Gräber, Bilder und jede Kultur zu zerschlagen suchen. Wer den Mut hat, diese Parallele zu bedenken, wird ein ganz anderes, neues und wesentlich realistischeres Bild der damaligen Reformation bekommen.

Herbert Klupp, Rüsselsheim






Zum „Bild der Woche“: „Verzicht ist Verrat“, JF 44/16

Erschrocken und entsetzt

Deutsche Bischöfe legen auf dem Tempelberg in Jerusalem das Kreuz ab – und verweisen damit auf Matthäus 10; 32/33: „Wer sich nun vor den Menschen vor mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.“ 

Ich bin erschrocken bis entsetzt, daß sich unsere Oberhirten der deutschen Kirchen so weit vor dem Islam erniedrigen und demütigen und das Kreuz und damit Christus verleugnen, genau auf dem Platz wo Christus gewirkt hat, auf dem Tempelberg in Jerusalem. Diese Männer können nicht mehr unsere Hirten sein.

Bernd Henniges, Milower Land






Zu: „‘Völlig falsche Schlußfolgerungen’“, Interview mit Prof. Dr. Dietrich Murswiek, JF 44/16

Aufgabe der Bundesregierung

Ihrem Beitrag über die „Reichsbürger“ kann ich nur zustimmen: Hier wäre es Aufgabe der Bundesregierung, schleunigst Klarheit zu schaffen, daß der Zwei-plus-Vier-Vertrag einen Friedensvertrag darstellt und damit Deutschland seine Souveränität endgültig wiedererlangt hat (hoffentlich war die gegenteilige Aussage von Finanzminister Schäuble nur ein Irrtum!). Das wäre wichtig, damit Verschwörungstheorien der inhaltliche Boden entzogen wird. 

Dr. Wolfram Euler, München






Zu: „Die Ausbreitung des Islam machte ihm Sorgen“ von Werner Olles, JF 44/16

Dankenswerte Erinnerung

Erfreulich, daß Werner Olles an Pfarrer Roland Weißelberg erinnert. Andere Medien dürften den 10. Jahrestag seines Feuersuizids vor dem Augustinerkloster zu Erfurt ignorieren. Weißelberg lehnte den Islam in allen seinen Facetten ab, ideologisch totalitär und gewaltbereit sei er. Aus Protest gegen das „Wegducken“ der Kirchenleitung vor der zunehmenden Islamisierung des Abendlandes sowie vor der Christenverfolgung in islamischen Ländern nahm er sich das Leben. Christen können den Tod  durch eigene Hand nicht gutheißen. Aber politisch gemeinte radikale Fanale wie das von Pfarrer Brüsewitz und Pfarrer Weißelberg hätten von der EKD klug – und  politisch! – reflektiert werden müssen.

Dies geschah zu den tragischen Ereignissen in Zeitz 1976 und Erfurt 2006 nicht. Nach zehn Jahren gehört der Islam endgültig zu Deutschland, nicht genuin, wie der Eindruck erweckt werden soll, sondern übergestülpt, ohne daß die deutsche Bevölkerung einbezogen worden wäre. 

Die nicht abgestimmte und in ihren noch unabsehbaren Folgen erfolgte  Aufnahme von 900.000 muslimischen Flüchtlingen 2015 goutiert der EKD- Vorsitzende Heinrich Bedford-Strohm als „Ausdruck unserer humanitären Traditionen“ (Berliner Morgenpost, 27.10.16), ohne zu reflektieren, daß Regierende nicht allein in diesem Sinne zu handeln haben, sondern verantwortlich sind für das Wohl der Regierten. Er ist auch der – nachvollziehbaren – Meinung, daß politische Privatmeinungen nicht auf die Kanzel gehören, aber alle Fragen, die die Menschen bewegen. Offensichtlich gehören aber Fragen der Christenverfolgung nicht dazu. Oder warum werden  in den Fürbitten in den Gottesdiensten unsere verfolgten Brüder und Schwestern im Nahen Osten nicht regelmäßig und explizit eingeschlossen? Das Bild der Woche („Verzicht ist Verrat“) gibt indirekt die Antwort. Wie wohl hätte Pfarrer Weißelberg auf diesen unwürdigen Kotau reagiert? Wie würden die Besucher des Augustinerklosters zu Erfurt reagieren, wenn dort endlich eine Gedenktafel – nicht unkritisch – über das tragische Ereignis informieren würde.

Dirk Jungnickel, Berlin, Kladow






Zu: „ Bargeld ist geprägte Freiheit“ von Alice Weidel, JF 44/16

Pflichtbesuch Hambacher Schloß

Endlich hatte ich jetzt Zeit, mir das Hambacher Schloß einmal anzusehen. 30.000 Besucher sollen es gewesen sein, oft von weit her angereist (es gab noch keine Eisenbahn), die damals 1832 für Presse- und Redefreiheit, für „Einigkeit und Recht und Freiheit“ demonstrierten. Tief beeindruckt von dem mühsamen Kampf um Freiheiten, die uns heute als selbstverständlich erscheinen, verlasse ich das Schloß wieder. Wenn mir eins klar wurde, dann ist es die Erkenntnis, daß man immer wieder für die Freiheit eintreten muß, sonst wird man sie wieder verlieren. Das gilt gerade auch heute. Wie schreibt doch Alice Weidel sehr zutreffend: „Es wird höchste Zeit, die Sinne zu schärfen für Privatsphäre, für bürgerliche Freiheiten, für Eigentum, gegen finanzielle Repression und totale Überwachung. Freiheit verliert man scheibchenweise. Die Abschaffung des Bargelds führt in die digitale Knechtschaft.“ Wer daran zweifelt, sollte das Hambacher Schloß besuchen.

Detlef Moll, Waldbröl






Zu: „Einseitiger Alarmismus“ von Christoph Keller, JF 44/16

Wider die Monokausalität

Kellers wissenschaftlich-nüchterne Analyse von allerlei Grundsatzfragen, regionalen Entwicklungen, Messungen aus dem Weltall usw. im Zusammenhang mit dem angeblich steigenden Meeresspiegel verdient Lob und Dank, vor allem seine Warnung vor primitiver Monokausalität. Diese beherrscht leider die politische Debatte, die mehr emotional als rational geführt wird. 

Physikalisch gesehen geht vom Abschmelzen des Treibeises, Packeises, Schelfeises usw. der Polkappen keine Gefahr aus für den Meeresspiegel. Selbst wer sich an seinen Physikunterricht nicht mehr erinnert (oder nichts begriffen hat), wie wohl zum Beispiel eine in Physik promovierte Spitzenpolitikerin, könnte bei jedem mit Eiswürfeln gekühlten Getränk feststellen, daß das Schmelzen der Eiswürfel den Wasserspiegel im Glas nicht zum Steigen bringt. Zudem besitzt gefrorenes Wasser,  Eis, ein größeres Volumen als normales Wasser. Deshalb ragen die Eisberge um ein Siebtel über die Wasseroberfläche hinaus. Das gilt für jedes schwimmende Eis. Schmilzt das Eis, ist das Ganze ein Nullsummenspiel.

Geschichtlich gesehen gab es mehrere Warmzeiten, zum Beispiel eine im frühen Mittelalter. Als die Wikinger von Island aus weiter westwärts segelten, stießen sie im Jahr 875 auf eine große Landfläche, die sie Grünland beziehungsweise Grönland nannten, eben weil dort alles grün und eisfrei war, wie sie berichteten. Einige Jahrzehnte später besiedelten sie Labrador an der Ostküste des heutigen Kanada und nannten das Land Vinland, das heißt Weinland – wurden aber von den fremdenfeindlichen Einheimischen umgebracht. All das ist eigentlich allgemein bekannt, aber offensichtlich nicht jedem, etwa Gabriel und Merkel. Bei dem damaligen Klimaoptimum müßten die Malediven überschwemmt gewesen sein, aber dafür hat noch niemand Anzeichen gefunden.

Dr. Reinhard Böhler, Lauf






Zu: „Mißtrauisch beäugte Markterklärer“ von Erich Weede, JF 44/16

Falsche Wirtschaftsgrundlage

Die verschiedenen Volkswirtschaftslehren können wenig bewirken, da unser Wirtschaftssystem auf falschen Grundlagen basiert: Ständiges Wachstum, Ausbeutung unseres Planeten –  wie verbrauchen zur Zeit die Ressourcen von 1,6 Erden – sowie Leben auf Kosten zukünftiger Generationen. Hinzu kommt die hoffnungslose Übervölkerung. Unser demokratisches System denkt nur in Wahlperioden und nicht langfristig wie frühere Generationen (siehe Kinderarmut). Und die Medien sitzen mit den Politikern in einem Boot, schweigen oder desinformieren systematisch. Das Volk ist zur Spaßgesellschaft verkommen und läßt sich mit Brot und Spielen ruhigstellen.

Udo Knau, Minden






Zu „Gar nicht lustig“ von Martina Meckelein, JF 44/16

Damals nur in der Manege

Auch an die „echten“ Clowns meiner Jugend erinnere ich mich als wenig zimperlich: Sie hauten sich mit Pritschen, gaben sich Ohrfeigen, schubsten sich gegenseitig um, stellten sich Beine, grölten laut und machten sich gegenseitig lächerlich. Das Publikum honorierte das mit schadenfrohem Gelächter. Nur: das geschah untereinander in der Zirkusmanege und nicht im öffentlichen Raum mit Fremden.

Eberhard Koenig, Baiern






Zu: „Bohlen for President!“ von Michael Klonovsky, JF 42/16

Eine spezielle Repräsentation

Die SWR2-Nachrichten vermeldeten jüngst, der Bundespräsident habe bezüglich seiner Nachfolge mitgeteilt, daß die Konfessionszugehörigkeit kein Kriterium für dieses Amt sein dürfe, daß folglich auch ein Muslim denkbar wäre. Nun denke ich, mit Verlaub, daß dann auch eine Muslima das Amt bekleiden könnte, gegebenenfalls mit Kopftuch – die Vollverschleierung ist ja noch umstritten. Die Frau ist zwar dem Manne untergeordnet, wir haben aber in Deutschland eine Gleichberechtigung und könnten so der arabischen Welt ein Zeichen setzen. – Es ist halt schwierig, in so einer bunten Gesellschaft wie der unseren eine Repräsentationsfigur speziell für Deutschland zu finden.

Ferdinand Gesell, Grenzach-Wyhlen






Zu: „Die Trimmung ändert sich“ von Dieter Stein, JF 42/16

Grundsätzliches ändern

Eine Religion, die Abtrünnige und Kritiker mit dem Tode bedroht, sollte in Deutschland verboten sein. Zu einer Religion, die die einheimischen Deutschen als minderwertig ansieht, sollten wir nicht nett sein. Warum müssen wir uns unwiderruflich an die Ideologie der Religionsfreiheit ketten, die wir uns einmal als gute Sache überlegt hatten? Die Zeiten ändern sich, die Herausforderungen auch. Wir müssen das tun, was gut für uns ist, und nicht das, was gut für Ausländer und Moslems ist. Ein Verbot des Islam entspricht eher dem Rechtsstaat als der Islam selbst. 

Realpolitik ist nur ein Fremdwort für „immer so weiter“. Die Geschichte zeigt, daß es bei geänderter Lage der Gesellschaft zu Brüchen und Sprüngen kommen muß, weil die alte Ordnung nicht mehr funktioniert, aber an der Macht bleiben will. Aus der alten Sicht erscheint das immer radikal, aber es ist notwendig; wir müssen es leisten.

Wolfgang Richter, Staudernheim






Zu: „Waffenrecht / Auf den Bürger eingeschossen“ von Hartmut Rinne, JF 42/16

Wesentlich mehr Beweggründe

Von jemandem, der sich mit Waffenbesitz nur in der Theorie und zur Feststellung der Eignung von Antragstellern beschäftigt, kann nicht erwartet werden, die eigentlichen Beweggründe von Waffenkäufern zu kennen. Doch mit etwas Recherche erübrigte sich die Frage, welches Bedürfnis Käufer für den Erwerb von Waffen haben, die einer erlaubnispflichtigen „scharfen“ Waffe täuschend ähnlich sehen. Zum einen sind da die Sammler, die sich keine schußfähigen Originale ins Haus holen wollen. Zum anderen gibt es in Deutschland eine sehr große Gemeinschaft von Enthusiasten, die sich mit der Darstellung historischer Ereignisse oder dem Leben in früheren Epochen beschäftigt, neudeutsch auch als Living History und Reenactment bezeichnet. Vor allem für Gruppen, die sich mit dem amerikanischen Bürgerkrieg und dem ersten und zweiten Weltkrieg beschäftigen, ist die Verwendung exakter Kopien von Waffen, die patronierte Munition verschossen haben, unabdingbar. Auch unbrauchbar gemachte, ehemals echte Waffen, kommen so zum „Einsatz“. Bei der oft akribischen Nachstellung von Gefechten und Schlachten muß natürlich auch „geschossen“ werden, daher sind Schreckschußwaffen, unter Berücksichtigung der Sicherheit, eine realistische Alternative.

Thomas Grosse, Bitterfeld






Zu: „Wie die Scharia in Europa vordringt“ von Michael Paulwitz, JF 41/16

Abgespaltenes Bewußtsein

In Ungarn gehört das historische Bewußtsein, „Vormauer der Christenheit“ gegen die Islamisierung zu sein, zur historischen Identität, wie Michael Paulwitz feststellt. Allerdings: Die meisten ungarischen Adligen (Szapolyai/Zápolya, Bethlen, Thököly, Rákóczi u.a.) kämpften auf des Sultans Seite gegen Habsburg. Der fromme Katholik Rákóczi, der in die Türkei emigrierte und dort starb, wird in Ungarn auch heute noch als Nationalheiliger („hazánk szentje“) verehrt.

Franz Wesner, Unna